Siebentes und letztes Requiem für Benedict Benedictius,
Benedict, verzeih mir meine Zoten, die zotigen Bilder, den zotigen Stil, die zotige Sprache.
Das kommt, ich will den Sinn und nicht die Form!
Es war mein Gott, er gab mir Schmerz und Angst und Trauer, und die Zoten.
Er fügte es, dass Schmerz und Angst und Trauer ich nur in Zoten sagen kann, und nur in Zoten tragen kann!
Für eine Weile jedenfalls und auch nur halb und halb und auch nur bis zum frühen Morgen!
Es scheint, nur mit Zoten kann ich mich den Dingen nähern. Du weißt schon, das mit dem Leben, und das mit dem Sterben, und dem Warum?
Nur das Rüde und die Zoten geben noch die Kräfte her, sind Saft und Farben, sind noch nicht verschlissen, verschissen und verblichen.
Es sind die Zoten, sie tragen, sagen und fragen, lles, mein Freund, Frühling, Hoffnung, Farben, Leid und Ängste, und all diese Dinge!
Kühlewind:
Das normale Sprechen, salbadern und seibernde Pastörchen, Kondolenzen mit Pasteten und Tortörchen.
Benedict, du weißt schon, dass es mit dieser Sprache nicht zu schaffen war!
Eremias Kühlewind, in plötzlicher Wut, schrie er in den dunklen Raum hinein:
Ich sehe meine Freunde sterben, und soll nichts als warme Scheiße schrein?
Da sind uns doch die Zotenleiber lieber! Die spucken und spuken und husten wenigstens, purzeln, keuchen und schrein!
Alles wie es sich gehört. Zwischen all dem Seichten Zoten tun, das tut gut!
Eremias Kühlewind, noch wütend:
Ich sehe meine Freunde sterben und soll nichts als seichte, warme, Scheiße schrein?
Wie soll ich sie denn fassen, die Trauer, die Angst und die Pein?
Ich kann es nur in Zoten sagen. Nur in Zoten kann ich, was mich würgt, ertragen, das sogenannte Reifen, Reißen, und den frühen Tod.
Eremias, allein und einsam in der Savanne. Das Licht des geduldigen Mondes lächelte. Hauchdünne Wolkenschleier umschwebten Mond und Mondeslicht.
Eremias, jetzt ruhig und gefasst:
Benedict, mein Benedict, du weißt so gut wie ich, dass es um Seele geht, und nicht um irgendeinen Kohlensack.
Um der Jugend zu entfliehen, der Torheit also und der Liebe, musstest du dem Tod ins Auge schauen. Ist das der Sinn des Sterbens?
War alles umsonst? Das Leben, weil das Leben nicht bleiben kann? Die Liebe, weil die Liebe nicht bleiben kann?
Ist es denn ein Trost, dass der Erde neues Leben entwächst?
Eremias Kühlewind, ein kleines Lächeln entrang sich seinem alten Faltenleib:
So einfach liegen die Dinge wohl nicht! Zweifel sind angebracht.
- Veröffentlicht am Freitag 29. September 2017 von TWENTYSIX
- ISBN: 9783740732745
- 100 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur