Im Mittelpunkt der Erzählungen des Nobelpreisträgers J.M.G. Le Clézio stehen Menschen, zumeist Frauen, die in existenziellen Krisensituationen, seien sie privater oder politischer Natur, Mensch und menschlich bleiben, indem sie sich auf das Ursprüngliche in sich selbst besinnen: mit geschärften Sinnen durchs Leben zu gehen und sich nicht korrumpieren zu lassen. So wie Ujine, die in einer komplizierten Liebesbeziehung schwanger wird, fast daran verzweifelt und dennoch die Stärke aufbringt, sich den Widrigkeiten des Lebens zu stellen. Oder Fatou von der Insel La Gorée, deren Liebe allein stark genug ist, um ihren Verlobten zu suchen, zu finden, einen Lebenstraum zu begraben und eine neue Realität zu leben. Oder Mari, die in den Wirren des Bürgerkriegs in Liberia ihre Schulfreundin quer durchs Land in ein sicheres Versteck führt. Gemeinsam ist ihnen und allen anderen Figuren in Le Clézios meisterhaften Erzählungen ein fast mystisches Einfühlungsvermögen in die Kraft des Ursprünglichen, eine Erdverbundenheit und Vitalität, die sie in Krisensituationen über sich hinauswachsen lässt. Le Clézio gelingt es auf meisterhafte Weise, jene intensiven Momente einzufangen, in denen der Mensch ganz auf sich zurückgeworfen scheint.
- Veröffentlicht am Mittwoch 2. Oktober 2013 von Kiepenheuer & Witsch
- ISBN: 9783462045604
- 368 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur