Die Bändigung des Kapitalismus

Karikaturen & Cartoons 2010/2011

Schwarwel ist Karikaturist. Man muss das für diejenigen kurz erwähnen, die den Leipziger als Comiczeichner kennen oder als Grafiker, Illustrator, Animator, Storyboarder, Regisseur, Produzent, Kursleiter. Sagen wir einfach, er ist ein sehr umtriebiger Künstler. Seit einiger Zeit zeichnet er also auch Karikaturen.
Jeden Tag.

Mit „Die Bändigung des Kapitalismus“ vereint Schwarwel eine chronologisch sortierte Auswahl seiner besten, täglich gezeichneten Karikaturen und Cartoons aus den Jahren 2010 und 2011.

Die tägliche Ereigniskarikatur ist ein hartes Brot. Immer neue Themen müssen her, immer neue Anlässe für die Minigeschichte in einem Bild, immer neue Gesichter. Nun ja, wenn man ehrlich ist, so schlimm ist der Job nicht. Sondern schlimmer. Denn dieser Abriss von Werken über zwei Jahre zeigt auch eines: Die Tagespolitik ist eine Abfolge der immergleichen Ereignisse, der immergleichen Themenkomplexe, der immergleichen Gesichter: Merkel, Obama, Berlusconi, Atomkraft, Euro und Finanzkrise, Griechenland und Italien, Google-Facebook-Apple, Papst-Kirche-Islam-Sarrazin, Wirtschaft-gut-Wirtschaft-schlecht, Hunger, Ausbeutung, Dritte Welt. und natürlich die FDP.

Es ist die täglich Aufgabe und Berufung des Karikaturisten, daraus das Besondere, das Einmalige zu destillieren. Diesen einen Blickwinkel zu finden, der den neuen Zugang eröffnet. Schwarwels Mittel ist ein greller Spot, der nichts im Halbdunkel lässt, der nicht dezent ist, der die Farce der Geschichte ernst nimmt. Und so Zusammenhänge herstellt, die eine Pointe ergeben. Eine scharfsinnige und hintergründige, wenn es passt – auch mal eine mit dem Holzhammer hingedroschene, wenn es sein muss. Denn manchmal ist die bitterböse Polemik der letzte Ausweg der Aufklärung.

Natürlich funktionieren Karikaturen nur, wenn sie auf ein potentes Handwerk zurückgreifen können. Bei aller im Tagesgeschäft erforderlichen Schnelligkeit, sind Schwarwels Zeichnungen klar, präzise, detailverliebt. Sie bieten – das ist die Kür und die große Kunst gleichermaßen – auch dem zweiten Blick noch etwas zu entdecken, schaffen ein kleines Stück wohltuende Distanz zum oft genug Verzweiflung herausfordernden Anlass dieses kleinen täglichen Schmunzelhäppchens.

Erkannt hat die Qualitäten nicht nur die Auswahl-Jury des World Press Cartoon 2010, veröffentlicht wurden Schwarwels Karikaturen bundesweit in Zeitungen und Zeitschriften wie Cicero, Financial Times Deutschland, Focus, Freie Presse, Hamburger Abendblatt, Handelsblatt, Sächsische Zeitung, taz, Zitty und etlichen weiteren. Sogar im Evangelischen Sonntagsblatt. Das wiederum wäre fast schon eine Karikatur wert.