Schönheit ist die erste Bürgerpflicht

Briefwechsel

Ausgezogen in die Welt der Literatur ist Peter Handke bekanntlich, wie so manche damals, Anfang der sechziger Jahre, von Graz aus, aber niemand ist weiter gekommen als er. Princeton, wo er nachhaltig am Sockel der Gruppe 47 gerüttelt hat, war da gewiß eine entscheidende Station, später Alaska, wo er seiner eigenen Literatur eine entscheidende Wende gab, Deutschland und Frankreich kamen als Wohn- und Schreiborte hinzu, die er aber bald überall auf der Welt entdeckte, bis er am Rand des Waldes von Versailles das Haus fand, von dem aus er heute seine Briefe schreibt.
Von Beginn an war Alfred Kolleritsch ein freundschaftlicher und mitsorgender Begleiter und Partner, der mit seiner einzigartigen Zeitschrift ‚manuskripte‘ das Forum für die kommende Literatur offen hielt, wo auch Peter Handke immer wieder publiziert hat. Kolleritschs eigenes Dichten setzte zu dem seines Freundes immer einen nachdenklichen Kontrapunkt.
Die vielen Briefe, die beide miteinander gewechselt haben, sind nicht nur ein laufender Kommentar zum literarischen Treiben jener Jahrzehnte, sie sind auch ein Zeichen wachsender gegenseitiger Anteilnahme. Und sie sind auf eine zwanglose Weise großartige Zeugnisse einer verschwindenden Textsorte: es sind Briefe zweier empfindsamer Männer, die mitteilen, auffordern und immer auch etwas von der Freude spüren lassen, die sie am anderen und beim Schreiben gehabt haben müssen.