NachLese. Aus geschenkter Zeit.

Eine Art Tagebuch 2012-2014 mit einem Anhang diverser Texte verschiedener Lebensbereiche seit 1954.

von

Das Jahr 2012 war ein ganz besonderes Year of no return und hatte es in sich: In diesem Jahr wollte ich meine Lebenserinnerungen MenschWerden abschliesen, veröffentlichen und in Konstanz und Kaiserslautern vorstellen, was mir glücklicherweise gelungen ist, und außerdem stand mein 75. Geburtstag bevor, den ich bis jetzt recht gut überleben durfte. Barúch Haschém! Gerade weil während dieses Jahres und bis heute meine Arbeiten zur Edition Schoah & Judaica weitergingen (und aus MenschWerden wie aus einem Steinbruch bis jetzt sogar vier eigene kleine Monographien entstanden), konnte und wollte
ich mich nicht damit abfinden, das meine verschriftlichten persönlich-zeitgenössischen Erinnerungen abgeschlossen sein sollten.
Deshalb kam ich gegen Ende August 2012 schließich auf die Idee, mir interessant und wichtig erscheinende Ereignisse gewissermaßen aus der Zeit nach der Pflicht (so sollte zunächst der Untertitel lauten) in der folgenden NachLese (konnte man auch als Imperativ verstehen, muss man aber nicht)
festzuhalten, um auch sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, vor allem aber wiederum, um damit einmal mehr Dank zu sagen, dass ich all dies, was ich im folgenden aufschreibe, noch erleben durfte. Barúch Haschém. Da es für mich aber eine Zeit nach der Pflicht eigentlich nicht gibt, weil ich nämlich einfach nicht umhin kann, mir immer wieder selbst neue Pflichten aufzuerlegen, habe ich den Untertitel geändert in: Aus geschenkter Zeit. Denn genau so empfinde ich die neue Zeit seit Abschluss meiner Vorhaben und nach meinem „psalmistischen“ Geburtstag 2012 und danach.
Laut neuester Statistik können neugeborene Jungen 77 Jahre und 9 Monate alt werden, Mädchen 82 Jahre und 9 Monate; in Psalm 90,10 steht hingegen die biblische Weisheit: „Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre.“ Ich befinde mich also zweifellos nicht mehr im Grünen, sondern bereits im kritischen Bereich, und deshalb bin ich beglückt über jedes Stück geschenkter Zeit. In Antoine de Saint-Exuperys Stadt in der Wüste (Düsseldorf 1961) heißt es: „Denn es ist gut, wenn uns die verrinnende Zeit nicht als etwas erscheint, das uns verbraucht und zerstört., sondern als etwas, das uns vollendet. Es ist gut, wenn die Zeit ein Bauwerk ist. So schreite ich von Fest zu Fest, von Jahrestag zu Jahrestag, von Weinlese zu Weinlese.“ (S. 21). Persönlich könnte ich sagen:. von Buch zu Buch.