Der Psychoanalyse auf der Spur III

Essays und Radiovorträge

von

Sigmund Freud selbst hat vorexerziert, was »crossreading« ist: grenzverletzende Lektüren quer zu allen Disziplinen und Schulen, wilde Lektüresprünge in alle möglichen Wissensgebiete – von der Physik und Medizin über die Kunsthistorie, Mythologie oder die Kirchenväter bis hin zur Prosa / Lyrik von Gegenwartsautoren. Genau in diesem Sinne hat Ulrich Raulff Caroline Neubaur ein auf der nach oben offenen Richterskala schon schwindelerregend hoch angesiedeltes Kompliment gemacht: indem er sie als »unverschämte« Leserin und Kritikerin bezeichnete. Und ebenso wie die beiden bereits erschienenen Bände Der Psychoanalyse auf der Spur I und II sind auch die jetzt folgenden Essays und Radiovorträge Ergebnisse ihrer an Freud geschulten Lektüren.
Gleich ob Neubaur sich Autoren wie Jorge Luis Borges, Alfred Sohn-Rethel, Oskar Pastior, Descartes, Roland Barthes, Ricarda Huch etc. oder Stoffen wie dem »Faust«, dem »Ring« oder Themen wie Terrorismus, Fanatismus, Idolatrie, Inzest, Sehnsucht, Authentizität oder Weiblichkeit und Verschleierung widmet, stets nähert sie sich ihren Gegenständen: nicht auf dem Bürgersteig, sondern auf Umwegen, die kein Unterholz aufhält, und sammelt auf diesen Seitensprüngen und an den Rändern ihrer selbstgeschlagenen Pfade unverhoffte Erkenntnisse ein. Dabei stehen nicht ausschließlich psychoanalytische Fragestellungen im Zentrum, doch gibt diese Erfahrungswissenschaft inklus. ihrer historischen Veränderungen stets den Rahmen ab. Dieser 3. Band belegt erneut, dass man Neubaur nicht anders nennen und schätzen kann als ein so liebenswertes wie unverzichtbares Trüffelschwein der Erkenntnis und der Aufklärung.