Wenn die Turmuhr um Mitternacht zwölfmal schlägt und die Geisterstunde beginnt, ist es für all die schaurigen Gestalten Zeit, aus ihren dunklen Löchern, ihren alten Gemächern, Kellern oder Gruften zu steigen, um den Menschen das Gruseln zu lehren. Wenn ihr ganz genau hinschaut, könnt ihr sie sehen, die durchscheinenden Geister und Schlossgespenster, die nachts umherstreifen auf der Suche nach frischem Blut. Im Wald trifft man sogar, wenn man unvorsichtig ist, auch mal auf einen gefährlichen Werwolf oder andere haarige Monster.
– Gruselig kann es auch am helllichten Tag werden, z.B. wenn eine dicke schwarze Spinne ihre langen Beine nach euch ausstreckt, wenn plötzlich ein zähnefletschender Hund vor euch steht oder wenn es draußen gewittert, die Blitze zucken und das Donnergrollen wie das Knurren eines wilden Tieres klingt. Und dann natürlich vor dem Tod, davor dass sich die Eltern scheiden lassen oder dass es Krieg geben könnte, hat man Angst.
Doch auch Gespenster und andere Gruselgestalten fürchten sich – manche vor dem Tageslicht, manche davor, dass ihr ihnen mitten ins Gesicht lacht, anstatt vor Schreck zu zittern.
- Veröffentlicht am Montag 1. November 2010 von Literarische Gesellschaft Thüringen
- ISBN: 9783936305210
- 48 Seiten
- Genre: Anthologien, Belletristik, Hardcover, Softcover