Kaukasien-Reihe

Kurzgeschichten vom Tschorochi bis zum Diklos Mta. Deutsch von Heinz Fähnrich

von

Literatur beginnt mit der Einführung der Schrift. Die Bauinschrift an der Sioni-Kirche von Bolnisi, die in die Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. zu datieren ist, und Iakob Zurtawelis Hagiographie „Das Martyrium der heiligen Schuschaniki“, die zwischen 475 und 484 entstand, weisen der georgischen Literatur ein Alter von über 1500 Jahren zu. Aber archaische Inschriften vorchristlichen Inhalts aus Nekresi und Rustawi, die vom 4. Jh. v. Chr. bis zum 4. Jh. n. Chr. datiert werden, belegen, daß die georgische Alphabetschrift schon früher bestanden hat und die altgeorgische Überlieferung, derzufolge die georgische Schrift von den heidnischen Priestern entwickelt worden sei oder König Parnawas (4.-3. Jh. v. Chr.) die georgische Schrift geschaffen bzw. „verbessert“ habe, immer stärkere Wahrscheinlichkeit und Glaubwürdigkeit gewinnt. Die georgische Literatur besitzt offenbar eine viel größere Zeittiefe, als bisher angenommen wurde. Um so beeindruckender ist es, daß sich diese Literatur über die Jahrtausende bis in unsere Zeit behauptet hat. In die erregende Gegenwart der georgischen Literatur sollen die hier vorgelegten Übersetzungen einiger Kurzgeschichten, die erstmals 2001 in Jena erschienen, einen kleinen Einblick geben.