die waren gedichte

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Die Werbung behauptet, „was Du kaufst, das bist Du“, und verspricht Glückseligkeit, Schönheit, Reichtum und ein angenehmes Leben durch den Erwerb eines trendbewussten Handys, das Tragen eines schmeichelnden Dessous-Sets oder die Beachtung von Pizzabackvorschriften. Dem seltsame und bizarre Stilblüten treibenden Wahnsinn der schillernden Konsumwelt begegnet Karl-Ulrich Lechner mit befreiendem Spott – und das im Gedicht:

Sonst noch Wünsche? Warum nicht?
Alle Wünsche werden Ware
Und es gibt noch viele Angebote.

So manchem Werbetexter ist im Eifer des Gefechts offenbar der Realitätssinn abhanden gekommen, und er hat mit prallen und prolligen Stilblüten Karl-Ulrich Lechner komische Steilvorlagen geliefert, die dieser genüsslich und gnadenlos humorvoll auskostet. Die Werbung für den Reflexzonen-Massageschuh, den tönenden Bauerhof und der Tipp der Woche wandelt Lehner zu Kleinoden verdrehter Alltagspoesie.

Selten angezeigte Nebenwirkung:

Bei Humor-Resistenz kann es gelegentlich
zu säuerlichen Verkrampfungen im Mundwinkelbereich kommen

Unterstützt werden die Gedichte mit phantasievollen Collagen des Grafikers Christoph Wiegand, der seit 1970 in Flensburg künstlerisch und kunstpädagogisch tätig ist. Durch die Montage von Werbungsflyern und -broschüren mit den Gedichten entsteht ein ernster Unterton. Aber versprochen ist:

Du, schau nicht so ernst. Lach doch mal.
Lechner lesen. Dann kommt Lachen wie von selbst.