Das Nashörnchen

Eine Geschichte übers Anderssein.

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Da gibt es irgendwo eine kleine feine Stadt, in der leben kleine feine Bürgerinnen und Bürger. Damit es in der kleinen feinen Stadt auch sauber und ruhig bleibt, und damit alle wissen, wie man sich zu verhalten hat, gibt es eine Vielzahl von Verboten und Geboten, an die sich alle halten. Es ist z. B. streng verboten, ein Haustier zu haben, weshalb niemand von den kleinen feinen Bürgerinnen und Bürgern jemals ein lebendes Tier gesehen hat.

Eines Tages taucht in einem Südfrüchteladen ein fremdartiges kleines Tierchen auf – es sieht aus wie ein Eichhörnchen, aber irgendwie auch wie ein Nashorn, also nennt man es Nashörnchen.

Obwohl nur ganz wenige Personen das Nashörnchen überhaupt gesehen haben, verbreitet sich im Nu Angst und Schrecken unter der Bevölkerung, und obwohl das kleine Wesen niemandem etwas tut und einfach nur da ist, greift die Panik in der kleinen feinen Stadt immer mehr um sich, und in den Erzählungen wird aus dem friedlichen kleinen Nashörnchen innerhalb kürzester Zeit ein riesiges Ungeheuer.

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