Sieben Kugeln zum Turm der Testuden

Vielfarbig - Band 4: Erzähltes, utopisch

von

Utopischer Gegenwartsroman: “Allmählich wird es unheimlich. Ein Schwur aus Kinderzeit verbindet das Schicksal von sieben Menschen in ganz anderer Weise, als sie sich das je hätten vorstellen können. Als Kinder waren sie nur verwundert, dass die gefundenen Kugeln seltsam leicht, aber dennoch unzerstörbar waren, später, erwachsen, als die eigentliche Handlung einsetzt, entfalten sich immer neue Kräfte, die nicht leicht zu verstehen sind … Die Halluzinationen, die eine der Kugeln bei Jens Marder auslöst, sind bis zu dem Augenblick, als seine Familie von wütenden Hornissen angegriffen wird, noch richtig angenehm. Dann aber: Weil die ehemaligen Klassenkameraden lange keinen Kontakt zueinander gehabt haben, können sie nicht ahnen, wie unnatürlich ihre Kinder sind, richtiger, die Kinder, die sie für ihre halten. Aus demselben Grund kommen sie lange nicht auf die Idee, dass jener Horror, der von Hellersdorf ausgehend immer weitere Kreise zieht, durch eine ihrer Kugeln ausgelöst worden sein könnte. All das ändert die fast 16jährige Marie als sehr „unorthodoxe“ Heldin erst einmal noch nicht. Die ist immerhin so „unmüd“, mit Freundin Jule, einer Gitarre, dem Buch eines Sektengurus und einem „antimodischen“ Blumenkinderkleid von Eberswalde aus den alles vernichtenden Sikroben nach Berlin entgegenzuziehen – wenn die Welt schon untergeht, dann will sie das wenigstens aktiv erleben. Ähnlich unbekümmert lässt sie später weitere phänomenale Kräfte der mühevoll zusammengetragenen Kugeln auf die Menschheit los, und gegen die nach der absoluten Macht greifenden Wissenschaftlerin und Unternehmerin Petra Herbst kämpft sie mal als Hobby-Wissenschaftlerin, mal als Agentin unter Wüstensonne. Allmählich erschließt sich, was die Kugeln eigentlich hätten sein, wie sie hätten funktionieren sollen. Wer unbedingt über Miss- und Gebrauch von fortschrittlichen Entdeckungen philosophieren möchte, dürfte in diesem Buch ein auf die Spitze getriebenes Beispiel entdecken. Aber auch über Macht, künstliche Intelligenz, Leben und was man so als menschlich ansehen sollte, lässt sich gut diskutieren. Bei allem, was in dem Roman passiert, sind die Übergänge zwischen wissenschaftlich anmutenden Elementen und der dahinter lauernden Spannung fließend – bis hin zum Grauen. Dass Marie trotz einer gewissen Leichtfertigkeit so viele kritische Situationen letztlich meistert, liegt außer an ihrem Mut auch an ihrer Bereitschaft, Ungewöhnliches tolerant anzunehmen.”