Der vernetzte Zeuge

Memoiren aus Forschung & Entwicklung

von

Wissen, Bildung und Forschung sind schon lange keine Inseln der Glückseligen mehr, auf denen marktwirtschaftliche und handfeste kapitalistische Interessen keine Rolle spielen. Auch an Universitäten gilt, dass nicht selten erst dann geforscht werden kann und die neuesten Forschungsergebnisse in den Unterricht einfließen, wenn zusätzlich zum Hochschulbudget Fördermittel eingeworben werden oder Studiengebühren fließen. Immerhin, wer erfolgreich einwirbt, gehört zu den besonders Angesehenen in der Wissenschafts- und Gesellschaftselite Deutschlands.

Mit dem Kampf um Fördermittel und den Status einer Exzellenzuniversität eng verknüpft ist auch das Leben des Hauptdarstellers dieser Biographie. Mischa Rochs Der vernetzte Zeuge sind allerdings keine gewöhnlichen Memoiren, sondern die Lebenserinnerungen einer in Künstlichen Intelligenz, die in einem personal digital assistant steckt. Sie führt uns vor Augen, was möglich und sogar wahrscheinlich wird, wenn Informations- und Kommunikationstechnologien sich durch die Hintertür der alltäglichen Gleichgültigkeit und medialen Übersättigung in unseren Alltag einschleichen und uns unversehens manipulieren und kontrollieren.
In immer unkritischeren und unpolitischeren Zeiten, in denen zugleich die Technik eine zunehmend wichtigere Rolle spielt, besitzen Visionen wie diese kaum noch etwas Schreckhaftes. Bei genauerer Betrachtung wird jedoch klar, wie sehr wir bereit sind, Kontrolle abzugeben, Entscheidungen andernorts geschehen zu lassen und blind einem imaginären Ziel zu folgen.

Der Autor weiß mit Insiderwissen zu fesseln und skizziert ein Szenario, von dem wir nicht genau wissen, ob es noch Zukunftsvision ist oder doch schon längst Gegenwart.