Hanna Schygulla, geb. 1943 im schlesischen Kattowitz (Königshütte), als Flüchtlings- und später als Wirtschaftswunderkind in München aufgewachsen, wurde der weibliche Star der Filme von Rainer Werner Fassbinder (1945–1982), die zwischen 1969 (Liebe ist kälter als der Tod) und 1981 (Lili Marleen) in rasender Geschwindigkeit entstanden. Fassbinder hatte Hanna Schygulla 1963 auf der Schauspielschule kennengelernt und schon früh die Vision gehabt, sie würde „ein wesentlicher Eckpfeiler …, vielleicht gar so etwas wie ein Motor“ seines damals noch imaginären Filmwerks werden.Vor dem Hintergrund von Kriegsende, Wiederaufbau, Studentenbewegung – jener Zeit, als antiautoritär und kreativ noch gleichbedeutend waren – und Wiedervereinigung erzählt Hanna Schygulla von ihrer Flucht, ihrer Jugend in München, ihren Jahren mit Fassbinder, vom Ende der Zusammenarbeit nach Lili Marleen und Fassbinders frühem Tod ein Jahr danach, von ihrer Übersiedlung nach Paris der Liebe wegen und der Fortsetzung ihrer Karriere mit anderen großen Regisseuren wie Jean-Luc Godard, Andrzej Wajda, Marco Ferreri, Ettore Scola, Fatih Akin oder Alexander Sokurov. Ein besonderes Kapitel ist dem langen Abschied von den Eltern gewidmet.Die Innen- und Außenansichten eines von reichen Erfahrungen geprägten Lebens, geschildert im Duktus einer klugen und nie eitlen Frau (am Vorabend ihres 70. Geburtstags), sind mehr als das Geschichtsbild einer europäischen Epoche. Sie sind Zeugnis einer Persönlichkeit, Impressionen und Reflexionen über ein Leben im Widerspiel eigener und fremder Identitäten, wie es der Schauspielberuf mit sich bringt, als Wanderin zwischen den Heimatländern Deutschland, Polen und Frankreich und den Sprachen der Kunst, der Liebe und des Lebens.
- Veröffentlicht am Samstag 30. November 2024 von Schirmer Mosel
- ISBN: 9783829606585
- 208 Seiten
- Genre: Belletristik, Romanhafte Biografien