Abfahrt Grünenthal

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Ein beliebiges norddeutsches Dorf im Jahr 1955. Aus der rückblickenden Kindersicht des Erzählers werden das Dorf, dessen Einwohner sowie seine Familie und seine Freunde beschrieben. Die Mutter ist jung und mit der Erziehung überfordert, der Vater nach der Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft Alkoholiker. Zuflucht findet er bei seinen Großeltern, die im gleichen Dorf wohnen. Seine Schwester Lena, ein Wunschkind, wird mit körperlichen Schädigungen geboren. Erst einige Jahre später wird klar, dass diese Schädigungen auf das Medikament Contergan zurückzuführen sind. Lena wird mit anderen Kindern in unterschiedlichen Einrichtungen betreut. Mit zehn Jahren wechselt sie, weil sie schulisch zu Unrecht auf Sonderschulniveau unterrichtet wird, auf ein Gymnasium in der Nähe ihres Elternhauses. Dort wird sie von einem Teil der Lehrer und Schüler vorbehaltlos aufgenommen, doch gibt es auch Lehrer, die sie mit ihrer Behinderung nicht auf der Schule haben möchten. Lena trotzt diesen Schwierigkeiten, kämpft sich durch, macht einige Jahre später das Abitur und erhält Anfang der 80er Jahre einen Studienplatz für Journalistik im damaligen West-Berlin. Nach einigen Jahren beginnt Lenas Körper langsam gegen die bisherigen Bewegungsabläufe zu rebellieren, sie bekommt Schmerzen, es folgen Einschränkungen und bald kann sie sich zunehmend schlechter bewegen. Die für Lena so wichtige Selbständigkeit schwindet Stück für Stück. Es stellt sich die Frage, ob ein Rollstuhl zu benutzen ist. Im Sommer 2003 kommt Lena mit akuten Beschwerden ins Krankenhaus und verstirbt mit nicht einmal zweiundvierzig Jahren.
Hauptakteur des anderen Teiles ist Schliemann, ein zunächst junger Arzt, der im Innenministerium in Kiel tätig ist und in den 60er Jahren mit der Krankenhausplanung beauftragt wird. Es werden die Widerstände bei der Erstellung der Krankenhausplanung berichtet, bis diese nach einigen Jahren fertig gestellt wird. Schliemann lernt seine spätere Frau Monika kennen. Sie leben ein ruhiges Leben, Schliemann steigt zum Staatssekretär auf. Seine Frau erkrankt an Depressionen, wird langsam immer stiller, zieht sich zunehmend zurück, nimmt Tabletten und muss sich schließlich in stationäre psychiatrische Behandlung begeben. Dort erfolgt das erste kurze Zusammentreffen mit dem Erzähler des ersten Buchteiles. Einige Jahre später, auf dem Empfang zu Schliemanns fünfundsiebzigsten Geburtstag, folgt ein erneutes Zusammentreffen und ein Austausch von Erinnerungen mit dem Erzähler des ersten Teiles.