Ich bin noch mal davongekommen

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Kriegsende: Die Menschen in Pommern werden zu Freiwild. Nur mit Glück gelingt es Gertrud Dähnrich und ihrer Familie, der Sklaverei zu entfliehen.
Der Einmarsch der Roten Armee am Ende des Zweiten Weltkrieges macht die Menschen zu Freiwild. Willkürlich werden Menschen erschossen, Männer vor den Ehefrauen, Kinder vor den Eltern. Ein falsches Wort, eine unachtsame Handbewegung, manchmal nur ein schönes Gesicht genügen, um sterben zu müssen. Alles Berechenbare im Leben ist entschwunden. Nur mit Glück gelingt es Gertrud Dähnrich und ihrer Familie, der Sklaverei zu entfliehen.
Am Abend, als alles ruhig war, kam Schwiegermutter auf den Speicher und sagte: ‚Hier hast du das Töpfchen und ein paar Stullen!‘ Dann machte sie die Bodentür leise wieder zu. Aber der Russe muss trotzdem etwas mitbekommen haben. Ich hörte, wie sich die Tür erneut öffnete, und merkte, dass der Russe mit einer Hand im Stroh herumtastete. Voller Angst kauerte ich in dem Federbett ohne Bezug und hielt mir die Jacke vor den Mund. Ich war trotzdem ganz sicher, dass der Soldat mein Herz schlagen hören musste, so sehr dröhnte es in meinen Ohren. Wie versteinert saß ich da und habe gebetet: ‚Lieber Gott, wenn ich nun auch erschossen werde, so wie Edith.‘