Literatur aus Siebenbürgen

Eine Jugend in Siebenbürgen

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‚Wir in Siebenbürgen lebten noch im Schlaraffenland, mit Schlagsahne und dergleichen. Von Bomben hörten wir zwar, aber nur nebenbei. Deutschland war und blieb das ersehnte Wunderland. Viele junge Mädchen reisten ›ins Reich‹ zur Ausbildung. Die Jungen freuten sich auf den Krieg, das große Abenteuer, Streiten für das Mutterland, für unseren Führer! Endlich konnte man an etwas glauben, das mehr einleuchtete als die Ampeln oder als der Glaube an Gott. Viele, allzu viele, darunter auch ich, glaubten an den Führer.‘

‚Unsere Hakenkreuz-Fahne erlitt, wie gesagt, ein demütigendes Schicksal. Hübsch umgefärbt verwandelte sie sich in ein schickes sommerliches Trägerkleid, das mir gut stand, aber irgendwann, abgetragen, ganz verkam, vielleicht zu einem Putzlappen, der bis zum Ende aller Tage in Eimern überlebte. Sie hatte, genau wie im Lied verheißen, ›in die Ewigkeit‹ geführt.‘

Führerkinder (Kronstädter Erinnerungen)

Außerdem in diesem Band:

Die Beutelkultur (eine Erzählung)
Das Gedächtnis (Aphorismen)