Worüber Seefahrer singen

von

Das, was einstmals die Seefahrer bei ihren Fahrten u¨ber die Weltmeere sangen, wird heute durch viele Seemannscho¨re traditionell erhalten. Shantys und Seemannslieder zu singen, bedeutet fu¨r einen Shanty-bzw. Seemannschor, sich selbst und seinem Publikum die Erinnerung an alte Seefahrerzeiten zu erhalten. Gerade durch den Gesang dieser Lieder mit ihren alten u¨berlieferten Texten erfa¨hrt man vieles u¨ber Begriffe und Mythen, die ehemals auf den Windjammern zum Alttag geho¨rten.Es ist gerade die eigenartige Sprache an Bord mit ihren uralten Namen fu¨r Segel, Masten und Tauwerk, die dem Sa¨nger und dem Publikum oftmals fremd sind. Auch werden häufig die Gefahren der Seefahrt bagatellisiert. Stu¨rme, Schiffbruch, Schmuggel, Seeräuberei und die zu erwartende Heimkehr der Matrosen findet man stark romantisiert insbesondere in den Texten der Seemannslieder (Seasongs), wieder. Dabei wird u¨bersehen, dass das Leben auf den alten Windjammern eine Schin- derei und voller Gefahren war. Wenn auch der einfache Matrose oftmals als ‚lustige Teerjacke‘, ‚Janmaat‘ oder ‚Mann am Mast‘ scherzhaft besungen wurde, so war doch sein Leben kurz, einsam und freudlos. Nur drei Dinge konnten den Matrosen dabei gelegentlich sein hartes Leben an Bord vergessen machen: die schon seltenen Ma¨dchen in einer Hafenstadt, das gelegentliche fu¨rchterliche Besa¨ufnis und der immer gegenwa¨rtige Trost ‚ihrer Liebe‘. Um das Leben der Seeleute im Geda¨chtnis der Nachkommen zu bewahren, haben sich Ma¨nner zusammengefunden und singen ihre Lieder mit alten herko¨mmlichen Texten, aber auch zeitgema¨ße Lieder, die die Seeleute wa¨hrend der wachfreien Zeit und an Land gesungen haben. Was liegt da na¨her, als auch diese Texte selbst zu verstehen. Nichts mutet so dilettantisch an wie z.B. ein Shantysa¨nger, der nicht weiß, woru¨ber er singt, weil er die Sprache der Seefahrer und die Bezeichnungen der alten Segelschiffsausru¨stungen nicht beherrscht. Das kleine Buch soll dem ‚maritimen Laien‘ helfen zu verstehen, wovon er singt. Nur das, zu dem er selbst einen Zugang hat, kann er dem Publikum auch lebendig vermitteln.