Eines natürlichen Todes

Erzählungen und Geschichten

von

Erzählungen und Geschichten von Menschen im Umbruch der Zeit. Mit Eines natürlichen Todes legt der Schriftsteller und Publizist Manfred Züfle einen neuen Erzählband vor. Der Band enthält 20 Erzählungen und Geschichten. Die Texte porträtieren einzelne Menschenschicksale, vergegenwärtigen gesellschaftliche Entwicklungen und reflektieren geschichtliche Erfahrungen. Erinnerung, so meint Manfred Züfle, ist Wiedergewinnen der Vergangenheit, in aktueller Absicht. So zeigt er Menschen im Umbruch der Zeit, die ihren bescheidenen Platz zu behaupten suchen. Dabei gelingen ihm anrührende Porträts: Jene karg und lakonisch gewordene Frau, die ihre jüngeren Geschwister durchbringen, dann die Schwiegereltern zufriedenstellen muss; der Fuhrknecht, öffentlich kaum wahrgenommen, der mit den Kindern des Dorfs ein insgeheimes Verständnis findet und dessen Tod zum Zeichen des rasanten Fortschritts wird; der Stotterer, der sich als Zeichenlehrer, als Maler, als Pfleger seiner kränkelnden Mutter eine prekäre Eigenständigkeit bewahrt. Tapfer wird er genannt, und das Wort trifft auch auf andere von Züfles Figuren zu, die sich in ihre Lage einzurichten und sich dabei eine persönliche Würde zu bewahren versuchen.
Am Einzelfall blitzt hier auf, was andere Geschichten breiter erkunden: ein soziales Umfeld, etwa die Machtstrukturen in einer Schweizer Kleinstadt. Die Schweiz ist unmittelbar Thema in einer Erzählung mit autobiografischem Hintergrund über Grossvater und Vater, die, deutschen Ursprungs, einen kritischen Patriotismus entwickeln. Dazu kontrastieren Begegnungen in Lateinamerika, wo Politik handgreiflichere, auch albtraumhaftere Form annimmt. Doch dort wie in der Schweiz werden glorios vergegenwärtigte Landschaft und Natur zum Schauplatz sozialer Auseinandersetzungen.
Ergänzt werden die grösseren Erzählungen durch kürzere Stücke, in denen knapp und sentenzenartig Haltungen und Positionen erprobt werden. Züfles Texte verbinden dabei eindringliche Anschaulichkeit mit politisch-reflexivem Blick. Sie machen soziale Verhältnisse durchsichtig und behalten doch die einzelnen Menschen im Mittelpunkt, Anteil nehmend und bewegend.