Werkausgabe

Roman /Tagebuch einer Krankheit

von

Diggelmann-Werkausgabe in 6 Bänden

Die Entstehung des Romans Filippinis Garten verdankt sich einem Zufall. Auf dem Weg ins Tessin begegnet Walter Matthias Diggelmann in Thusis einer entfernten Verwandten und erfährt von ihr, dass sein Stiefvater gestorben ist. Niemand hatte es für nötig befunden, ihn von dessen Ableben in Kenntnis zu setzen. Einmal mehr wird Diggelmann mit brutaler Deutlichkeit vor Augen geführt, dass er, der uneheliche Sohn seiner Mutter, in dieser Familie ein Aussenseiter ist.
Wie immer, wenn Schmerz und Zorn ihn übermannten, setzte Diggelmann sich hin und versuchte das Erlebte literarisch zu verarbeiten. Entstanden ist ein Roman, der sich inhaltlich wie stilistisch von seinen früheren Werken unterscheidet. Erstmals steht in Filippinis Garten nicht die Suche nach dem Vater im Vordergrund, sondern die Auseinandersetzung mit der Mutter, die ihn zwar geboren, aber, wie er es empfand, nie ganz akzeptiert hatte. Der Roman – es sollte Diggelmanns letzter werden – ist das Protokoll einer langen und schmerzlichen Reise zu sich selbst. An deren Ende steht zwar der (fiktive) Tod der Mutter, aber auch die Aussicht auf eine mögliche Versöhnung.
Es scheint, als könne der Autor endlich ja sagen zu seinem Leben, wie es nun einmal war.
Literarisch zu bewältigen war diese harmonische Wende vermutlich nur dank der ungewöhnlichen Erzählposition, die Diggelmann in diesem Roman einnimmt: Er spricht nicht selbst, sondern lässt seine Frau berichten, was geschieht. Durch diesen zugleich fremden und doch vertrauten Blick gewinnt er eine liebevolle Distanz zur eigenen Person, die einen nie gekannten Frieden in sein Werk einkehren lässt.
Nur wenige Wochen nach Erscheinen von Filippinis Garten wird Walter M. Diggelmann ins Krankenhaus eingeliefert. Die Diagnose lautet ›Krebs‹, und es ist klar, dass ihm nicht mehr viel Zeit zum Leben bleibt. Er nutzt sie, indem er Tagebuch führt. Weil ihm die Hände nicht mehr gehorchen, vertraut er seine Gedanken einem Diktiergerät an. So entsteht das Buch Schatten. Tagebuch einer Krankheit: Diggelmanns persönliches Vermächtnis und zugleich ein Dokument von hohem menschlichem und literarischem Wert. Kurz vor seinem Tod Ende November 1979 erschienen, wurde es postum zu einem seiner erfolgreichsten Bücher.