als sie die Freiheit entdeckten

von

Im Hinterzimmer eines Gasthauses erfinden sie die Freiheit: der Fischer Jean-Claude und seine Freunde am Vorabend der französischen Revolution. Sechs Jahre später beherbergt Jean-Claude ihren erfolgreichsten Erben: Napoleon Bonaparte. Zwischen diesen zwei Momenten spielt Dieter Lehmanns großer Roman, der persönliche Schicksale kunstvoll mit der Historie verwebt. Keinen seiner Helden wird die Entdeckung der Freiheit unversehrt lassen.
Das Hafenstädtchen Cassis erscheint als Mikrokosmos einer Gesellschaft im Umbruch: Der Fischer und Autodidakt Jean Claude, hin- und hergerissen zwischen Aufbruchsstimmung und tiefem Zweifel. Die Studenten Guy und Maurice als Sprachrohre der philosophischen Ideen ihrer Zeit. Der Tagelöhner Marc, zorniger Vertreter eines Proletariats, dem die Revolution der Bourgeoisie nicht weit genug geht. Der brave und kirchentreue Kleinbürger Albin, Jean-Claudes feministische Morgenluft witternde Frau Constance und sein Sohn René, auf den der Korse und seine Armee fatale Anziehung ausübt.
Das zentralste Ereignis der Geschichte Europas entfaltet der Roman vor einem politischen und ideengeschichtlichen Hintergrund, der bis ins ausklingende Mittelalter zurückreicht. Zugleich zeigt er mit viel Lokalkolorit und Blick für Details bis hin zu Moden und Essgewohnheiten, wie sich weltbewegende Ereignisse in der Alltagsgeschichte spiegeln, wie hehre Ideale auf handfeste Interessen treffen und wie aus Hunger und Not der Nährboden für Gewalt und Hass entsteht. Als sie die Freiheit entdeckten: Eine mitreißende Geschichte, die Geschichte erlebbar macht.