Zweitausendeins Klassikeredition

Das Spinnennetz, Hotel Savoy, Die Rebellion, Hiob, Radetzkymarsch, Tarabas, Beichte eines Mörders, Das falsche Gewicht, Die Kapuzinergruft, Der Vorzugsschüler, Barbara, Karriere, Das Kartell, Der blinde Spiegel, Stationschef Fallmerayer, Triumph der Schönheit, Die Büste des Kaisers, Die Legende vom heiligen Trinker, Der Leviathan, Juden auf Wanderschaft.

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Geboren wurde er im galizischen Brody am Rand der großen k.u.k.-Monarchie, doch sein Aufstieg zum Starjournalisten und Erfolgsautor begann im pulsierenden Berlin der Zwanziger Jahre. Die Zeitungen rissen sich um den brillanten Schreiber. Er war der höchstbezahlte Journalist der Weimarer Republik und führte ein Bohème-Leben: Die Bars waren sein Zuhause, er schrieb in Caféhäusern, lebte aus zwei, drei Koffern, fast nur in Hotels und stürzte sich in amouröse Abenteuer. „Ich habe nie einen anderen Mann mit soviel sexueller Anziehungskraft gekannt“, gestand Roths Lebensgefährtin Anna Manga Bell.

Und er begann, hellsichtige Romane zu schreiben: Bereits in seinem Debüt „Das Spinnennetz“ 1923 beschreibt Roth die Gefahren des heraufziehenden Nationalsozialismus. Ihm folgen „Hotel Savoy“ und „Die Rebellion“. Schauplatz seiner Erzählungen und Romane ist meist das geliebte Österreich mit seinem Gemisch der Nationen, Völker, Sprachen, Traditionen und Temperamente. Er schreibt über Schwache und Hilflose, meist mit jüdischem Hintergrund und über Offiziers- und Beamtenfamilien. Mit „Hiob“, der poesievoll erzählten tragischen Lebensgeschichte des Mendel Singer, gelingt ihm 1930 der Durchbruch als Romanautor. Der große internationale Erfolg kam zwei Jahre später mit seinem bis heute berühmtesten Roman „Radetzkymarsch“.

In ihm „erzählt er in vollendeter Komposition und betörender Sprache vom Aufstieg und Niedergang einer altösterreichischen Familie durch drei Generationen. Verbunden mit Glück und Ende Kaiser Franz Josephs I., von der Schlacht von Solferino bis zum Ersten Weltkrieg, also Glanz und Untergang des alten Österreich. Roth ‚vermenschlicht‘ historisches Geschehen. Das macht ihn Balzac, Stendhal, mit Gogol und Tolstoi ebenbürtig. Er erzählt knapp, bei ihm ist alles zu greifen, zu fühlen, zu schmecken, zu riechen“ (Focus). Im Exil entstehen „Die Kapuzinergruft“, eine Fortschreibung des „Radetzkymarsches“ und „Die Legende vom Heiligen Trinker“, in dem er auch seine Situation im Exil darstellt.

In Nazi-Deutschland landeten seine Romane und Essaybände auf dem Scheiterhaufen. Erst weit nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten sie eine Renaissance und wurden neben die Werke von Schnitzler, Musil oder Döblin gestellt. Nur bei uns.