Bengelmann Weltliteratur

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Vorbemerkung: Warum wir „D’Urbervilles“ und nicht „d’Urbervilles“ schreiben: In den englischen und amerikanischen Ausgaben ist die Schreibweise stets „Tess of the D’Urbervilles“; niemals „… d’Urbervilles“ mit kleinem „d“ geschrieben! —
Warum ist eine vierte Übersetzung dieses Romans notwendig geworden? Auszug aus einem übersetzungswissenschaftlichen Essay von Dr. phil. Pauline Bengelmann, London, und Sarah Bezalel-Bengelmann M.A., London:
Thomas Hardy hat sehr viele, heute nicht gängige Fremdwörter in den Text des Romans ‚Tess von den D’Urbervilles‘ eingebracht. In den älteren drei Übersetzungen ─ vom Anaconda Verlag (Überarbeitung nach der deutschen Erstübersetzung; Übersetzer unbekannt), Piper Verlag (Übersetzer: Paul Baudisch) und Deutscher Taschenbuch Verlag (Übersetzer: Helga Schulz) ─ sind diese Fremdwörter häufig nicht in die deutsche Sprache übertragen worden. Dadurch sind die davon betroffenen Abschnitte─ selbst für einen gebildeten Leser ─ sehr schwer oder gar nicht verständlich. Darüber hinaus ist den Möglichkeiten der deutschen Sprache durch allzu wortwörtliche Übersetzung oft nicht Rechnung getragen worden. „Pars pro toto“ sei folgendes Beispiel einer Textstelle mit ihren unterschiedlichen deutschen Übersetzungen genannt: —-
Hier die englische Textstelle im Original von 1891: „Its transcendental aspirations–still unconsciously based on the geocentric view of things, a zenithal paradise, a nadiral hell–were as foreign to his own as if they had been the dreams of people on another planet. Latterly he had seen only Life, felt only the great passionate pulse of existence, unwarped, uncontorted, untrammelled by those creeds which futilely attempt to check what wisdom would be content to regulate.“ —– Und hier nachfolgend die vier verschiedenen Übersetzungen in den 4 vorliegenden Verlagsausgaben (Anaconda, Piper, dtv, Bengelmann);
1) Ausgabe Anaconda Verlag, Ausgabe 2013, behutsam überarbeitet nach der deutschen Erstübersetzung in ‚Fremde Zungen‘, 1895, Übersetzer unbekannt; Kapitel 1, Viertes Buch, S. 224; Zitat: ‚Die transzendentalen Ambitionen desselben ─ die unbewußt von der geozentrischen Weltanschauung, einem Paradies im Zenit und einer Hölle im Nadir, ausgingen ─ die Termini ‘ transzendentalen Ambitionen, geozentrischen…‘ wer kann sich beim Lesen streßfrei diese Fremdwörter erklären?—- 2) Ausgabe Piper Verlag, 1 Auflage Oktober 2012, übersetzt von Paul Baudisch; Kapitel 25, S. 204; Zitat: ‚Die transzendentalen Sehnsüchte ─ die dennoch unbewußt auf einer geozentrischen Weltanschauung basierten …; Seit kurzem hatte er lediglich Leben gesehen, nur den großen, leidenschaftlichen Puls des Daseins gefühlt, unbefangen, nicht verzerrt und nicht geknebelt durch jene Glaubensanschauungen, die sich fruchtlos bemühen, zu unterdrücken, was echte Weisheit in kluger Beschränkung nur regeln würde.‘ – Spontan beim Lesen verständlich? –
3) Ausgabe Deutscher Taschenbuch Verlag, Ausgabe 2013, übersetzt von Helga Schulz; Kapitel 25, S. 226; Angel Clare besucht seine Eltern im Pfarrhaus und stellt fest, daß er sich hier von Mal zu Mal mehr wie ein Fremder fühlt; Zitat: ‚Die transzendentalen Bestrebungen des Pfarrhauses, die noch unbewußt auf der geozentrischen Sicht der Dinge … beruhten…In letzter Zeit hatte er nur das volle Leben kennengelernt, nur den großartigen leidenschaftlichen Pulsschlag des Daseins gefühlt, unbeeinflußt, unverzerrt, ungehindert durch jene Glaubensbekenntnisse, die vergeblich zu unterdrücken suchen, was echte Weisheit in kluger Selbstbeschränkung nur regeln würde.‘ Unschwer Verständlich? —
4) Ausgabe Bengelmann Verlag, Ausgabe 2016, übersetzt von Barbara Scholz; Zitat:
‚Die verworrenen Bestrebungen seiner Familie ─ die unbewußt auf der Anschauung, die Erde sei der Mittelpunkt des Weltenraums, mit einem Paradies im Zenit und einer Hölle im Nadir , beruhten …; In jüngster Zeit hatte er nur pulsierendes Leben empfunden, nur den betäubenden leidenschaftlichen Pulsschlag des Daseins gefühlt, unbefangen, unverfälscht, nicht gefesselt durch jene Glaubensbekenntnisse, welche vergeblich zu hemmen suchen, was kluge Einsicht willens ist zu regeln.‘
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WARUM EINE VIERTE ÜBERSETZUNG DER „TESS“ VON THOMAS HARDY? – Die Hamburger Lektorin und Übersetzerin Barbara Scholz, bekannt durch ihre frühere Arbeit bei Egon Fein (1928 – 2006) in der Romanredaktion der BUNTEN im Burda Verlag, sowie bei dem Medienmanager, Verleger und Filmproduzenten Josef Ferenczy (1919 – 2011), legt mit diesem Titel die nunmehr vierte Übersetzung von Thomas Hardy’s „Tess“ in die deutsche Sprache vor. Buchhändler, Philologen, Journalisten und vor allem die Literaturkonsumenten, also die Käufer, werden an Verlag und Herausgeber hoffentlich recht oft die Frage stellen, warum eine vierte Übersetzung sinnvoll und notwendig geworden war. Hier unsere Antwort: Dieser 1891 in London erschienene viktorianische Skandal-, Liebes- und Gesellschaftsroman von Thomas Hardy liegt bisher in drei Übersetzungen in die deutsche Sprache vor: die erste, allerdings gekürzte, Übersetzung ist 1895 anonym erschienen und ist heute in behutsam überarbeiteter Form bei Anaconda erhältlich. Die zweite Übersetzung hatte Paul Baudisch (heute bei Piper) besorgt, die dritte Helga Schulz (dtv). – Warum eine vierte Übersetzung? Nun, Thomas Hardy hat sehr viele heute nicht gängige Fremdwörter in den Text des Romanes ‚Tess von den D’Urbervilles‘ eingebracht, die meisten der von ihm verwendeten Fremdwörter haben zahlreiche Bedeutungen, je nach Sinnzusammenhang, und sind obendrein seither noch einem Bedeutungswandel unterworfen gewesen. Die auffallende Vorliebe Thomas Hardy’s für Fremdwörter rührt vermutlich daher, daß der englischen Sprache nicht der Umfang der Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung steht wie der deutschen Sprache. In den bisherigen drei Übersetzungen sind Thomas Hardy’s Fremdwörter größtenteils nicht in die deutsche Sprache übertragen worden. Dadurch sind die davon betroffenen Abschnitte─ selbst für einen philologisch gebildeten Leser ─ sehr schwer oder meist gar nicht verständlich. Darüber hinaus ist bei den drei älteren Übersetzungen den Möglichkeiten der deutschen Sprache infolge allzu wortwörtlicher Übersetzung oft nicht Rechnung getragen worden. — Die Lektüre dieser völlig neuen Übersetzung, welche nach bisher drei vorliegenden Übersetzungen nunmehr die vierte Übersetzung in die deutsche Sprache darstellt, kann zu einer völlig anderen Rezeption dieses Werkes führen. In dieser von Barbara Scholz vorgelegten Neuübersetzung wurden vor allem die überaus zahlreichen Fremdwörter, die bisher bei den älteren drei vorliegenden Übersetzungen oft einfach so übernommen wurden, entsprechend ihrem jeweiligen Sinnzusammenhang übersetzt. —— WARUM EINE VIERTE ÜBERSETZUNG DER „TESS“ VON THOMAS HARDY? – Die Hamburger Lektorin und Übersetzerin Barbara Scholz, bekannt durch ihre frühere Arbeit bei Egon Fein (1928 – 2006) in der Romanredaktion der BUNTEN im Burda Verlag, sowie bei dem Medienmanager, Verleger und Filmproduzenten Josef Ferenczy (1919 – 2011), legt mit diesem Titel die nunmehr vierte Übersetzung von Thomas Hardy’s „Tess“ in die deutsche Sprache vor. Buchhändler, Philologen, Journalisten und vor allem die Literaturkonsumenten, also die Käufer, werden an Verlag und Herausgeber hoffentlich recht oft die Frage stellen, warum eine vierte Übersetzung sinnvoll und notwendig geworden war. Hier unsere Antwort: Weil in dieser neuen Übersetzung die zahlreichen unverständlichen Fremdwörter (die wohl meist überlesen werden) nicht einfach übernommen, sondern sinngemäß übersetzt worden sind. Für alle begeisterten Tess-Leser ist diese Neuübersetzung ein wahrer Leckerbissen, der zu einem neuen Verständnis dieses Romanes führt.

———Unser ‚unique selling point‘ (= USP, Alleinstellungsmerkmal) für dieses Buch: Vollständige, wortgetreue und ungekürzte Übersetzung der unzensierten Originalfassung von 1891 aus der englischen in die deutsche Sprache.–Eine frische, elegante und glanzvolle, völlig neue, vollständige, ungekürzte Übersetzung, die aufgrund ihrer feinfühligen Sprache fließend und genußvoll zu lesen ist. – Diese moderne Übersetzung zeichnet sich u.a. auch dadurch aus, daß die Übersetzerin Barbara Scholz die zahlreichen von Thomas Hardy verwendeten, heute oft auch für „Fremdwortfreaks“ unverständlichen Fremdwörter – die von den deutschen Lesern heute wohl schnell ‚überlesen‘ werden müssen – nicht aus dem Englischen übernommen hat, sondern bedeutungsgerecht in heutiges Deutsch übersetzt hat. ——-Thomas Hardy’s TESS OF THE D‘URBERVILLES in einer glanzvollen vollständigen Neuübersetzung, die den Roman in seiner ganzen Modernität präsentiert. ————- Eine frische, elegante und glanzvolle zeitgenössische Übersetzung aus der Feder der Hamburger Übersetzerin Barbara Scholz. ——————— Dr. phil. Pauline Bengelmann, London: Wer Thomas Hardy’s TESS OF THE D’URBERVILLES wirklich im englischen (London 1891) oder amerikanischen Original (Harper & Brothers, N.Y. 1892) gelesen hat, wird sich wundern, daß in zahlreichen Internet-Beiträgen zur TESS davon die Rede ist, TESS sei vergewaltigt worden. Für diese Behauptung gibt es nicht den geringsten Hinweis. Wer das Kap. XI in Phase 1, Maiden, gelesen hat, also die Szene der Defloration beim ersten Geschlechtsverkehr des jungen Mädchens, weiß, daß es keine Vergewaltigung war, sondern eine ganz normale Liebesgeschichte zwischen einem verdammt hübschen, unbedarften, naiven Bauernmädel und einem charmanten Verführer! So etwas ist kein Straftatbestand! Der Versuch, dies literaturwissenschaftlich als Beschreibung einer Vergewaltigung hinzustellen, ist NICHT WERKGETREU, ist völlig aus der Luft gegriffen und zeigt von Ignoranz gegenüber Thomas Hardy, der selbst in seinem 44. Kapitel den ersten Liebhaber der TESS nicht etwa als kriminellen Vergewaltiger bezeichnet, sondern als ‚Seducer‘ = ‚Verführer‘. Beweis: Nachfolgendes Zitat aus der unzensierten, uns vorliegenden Originalfassung von Hardy’s TESS, London 1891: „But her attention was given to the central figure, who stood upon some sacks of corn, facing the people and the door. The three o’clock sun shone full upon him, and the strange enervating conviction that her seducer confronted her, which had been gaining ground in Tess ever since she had heard his words distinctly, was at last established as a fact indeed.“ (Ende Zitat aus Hardy, TESS, 1891, Kapitel 44). QUOD ERAT DEMONSTRANDUM: ES WAR KEINE VERGEWALTIGUNG -es war ein Liebesakt, der auch von dem jungen Mädchen gewollt war, auch wenn das junge Mädchen – befangen in der damaligen entsagungsvollen Sexualmoral – sich durch ihr schläfriges Verhalten beim üblichen Ablauf einer solchen Angelegenheit den Anschein der Passivität gegeben hat. ———————————————————–Eine frische, elegante und glanzvolle zeitgenössische Übersetzung aus der Feder der Hamburger Übersetzerin Barbara Scholz (soeben bekannt geworden durch ihre Übersetzung des Renaissanceromans LE MOYEN DE PARVENIR – DER WEG ZUM ERFOLG von Bèroalde de Verville aus dem Französischen), die aufgrund ihrer feinfühligen Sprache fließend und genußvoll zu lesen ist. ———–
Kapitel 12, MAIDEN NO MORE:
Tess: „Ich verstand nicht, was Sie wollten, bis es zu spät war.“
D’Urberville: „Das ist das, was jedes Mädchen sagt“.
Zitat entnommen aus: Hardy, Tess, Übersetzung Barbara Scholz 2013. Zweite Phase, MAIDEN NO MORE – Kein Mädchen mehr. XII.Kapitel (C) Bengelmann Verlag. Abdruck für den Buchhandel nach den buchhändlerischen Usancen ausdrücklich gestattet!
Auszug aus einem literaturwissenschaftlichem Essay von Dr. phil. Pauline Bengelmann, London, zur moralphilosophischen Problematik in Hardy’s Roman TESS © Bengelmann Verlag (Publishing House) • EDITION BONVICINI, Munich 2013. All rights reserved. Abdruck als Zitat unter Angabe der Zitierstelle nach dem deutschen Zitierrecht und nach den buchhändlerischen Usancen wird dem Buchhandel ausdrücklich gestattet!
Das damals noch dreibändig (vorsorglich für den Fall, daß ein Band wegen einer inkriminierten Textstelle verboten werden sollte…) edierte Werk TESS OF THE D’URBERVILLES – A PURE WOMAN by THOMAS HARDY war in einem Paket, welches in dem Roman SHADES OF GREY von E. L. JAMES (13. Aufl. 2012, Goldmann Verlag) an Miss Anastasia Steele adressiert war. Aus der Sicht der Motivgeschichte und der Komparatistik scheint es viele Parallelen zwischen den beiden Romanen von Thomas Hardy und E. L. James zu geben. Es ist das tiefenpsychologische Dilemma, in Zweierbeziehungen die Verschiedenheit der sozialen Herkunft zu verarbeiten (PYGMALION-Effekt bei G.B. SHAW). Bei einem denkbaren Remake von SHADES OF GREY wäre vorstellbar, daß die Protagonistin Anastasia Steele den Hardy-Roman anders verarbeitet und skeptischer wird; sie hätte auch den skeptizistischen französischen Renaissanceroman LE MOYEN DE PARVENIR (1610) – DER WEG ZUM ERFOLG von Béroalde de Verville zuerst als wertvolles Geschenk eines Multimillionäres in einem Paket erhalten können; die Lektüre dieses Romanes hätte das Unvermögen ihrer ungebildeten Mutter (siehe unten) ausgleichen können und sie womöglich skeptischer gemacht, was die Männer (‚danger in men-folk‘ im eng. Originaltext, siehe unten) betrifft. ——- Nachfolgend aus dem englischen Originaltext der TESS-Ausgabe von 1891 (Original im Besitz des Bengelmann Verlages) das bedeutungsvolle Zitat am Ende des 12. Kapitels, nachdem Tess verführt (nicht etwa vergewaltigt, wie leider oftmals fälschlich behauptet wird) worden war und somit den Status der Virginität verloren hatte, bevor sie verheiratet war. Denn diese Tatsache und diese Moralsoße wegen eines kleinen Häutchens, das die großartige Sängerin MILVA (Zitat aus diesem Macho-Lied – schade, denn MILVA konnte wirklich faszinierend singen, und für den Text kann sie wohl auch nichts dafür!):

—‚Wer wird als Frau denn schon geboren? Man wird zur Frau doch erst gemacht‘—
noch in den 70er Jahren mit ihrer schönen Stimme besungen hat:
‚‘O mother, my mother!’ cried the agonized girl, turning passionately upon her parent as if her poor heart would break. ‘How could I be expected to know? I was a child when I left this house four months ago. Why didn’t you tell me there was danger in men-folk? Why didn’t you warn me? Ladies know what to fend hands against, because they read novels that tell them of these tricks; but I never had the chance o‘ learning in that way, and you did not help me!’ ———Her mother was subdued. ‚( Ende des Zitates aus: Thomas Hardy, TESS, 1891). ————————————
————————-Dr. phil. Pauline Bengelmann, London, zur unverschuldeten Demütigung von Tess, zur Jungfernschaft im viktorianischen Zeitalter und zu Pocahontas:
Hardy begann 1888 mit der Arbeit an diesem Roman, den er ursprünglich ‚Too Late, Beloved‘ (deutsche Übersetzung: „Zu spät, Geliebte“) nennen wollte; dies scheiterte jedoch am Widerstand des Verlegers.- In der viktorianischen Epoche mußte der von Thomas Hardy präferierte Buchtitel freilich bei den zuständigen Zensurbehörden und dem willfährigen Kulturmanagement als anstößig gebrandmarkt werden – wie konnte ein Mädchen, das vorehelich seine Jungfräulichkeit verloren hatte und somit entehrt und durch den Verlust ihrer Jungfernschaft für ihr weiteres Leben als Frau entwertet worden war (!), und die dann auch noch im Sinne eines Justizmordes als Mörderin verurteilt und aufgehängt worden war, mit dem Prädikat „Beloved – sehr geliebt“ geehrt werden! Wir haben uns deshalb entschlossen, den Titelwunsch Hardy’s jetzt endlich zu verwirklichen. – Welche immense Bedeutung das erhaltene Hymen, also das unverletzte Jungfernhäutchen, in der englischen Kultur und gesellschaftlichen Moral schon in früheren Zeiten hatte, zeigen die zahlreichen historischen Berichte über die sexuelle Verbindung der nicht mehr jungfräulichen Indianerprinzessin POCAHONTAS (die bei ihrem Staatsbesuch in London mit ihrer Freizügigkeit Anstoß erregte) und dem Gründer der ersten englischen Siedlung inVirginia im Jahre 1609, dem Tabakhändler Captain John Smith. Die Indianer vom Volk der Powhatan (einer Hochkultur mit den Weißen unbekannten Erfolgen in der Züchtung von Hülsenfrüchten, mit denen sie auch die hungernden weißen Eindringlinge ernährten), sollen sich den Berichten der Chronisten zufolge sehr darüber amüsiert haben, wie hoch die Bedeutung des erhaltenen Hymens von den Weißen veranschlagt wurde. Aber auch in der neueren europäischen Kunst und Literatur gibt es noch solche patriarchalischen Macho-Moralvorstellungen, wonach die fertige Frau erst durch den ersten Geschlechtsverkehr mit Zerreissung des Hymens entsteht: „Wer wird als Frau denn schon geboren? Man wird zur Frau doch erst gemacht“, konnte Milva noch in 1970 er Jahren singen. Heute würde man sie vermutlich auslachen…oder auspfeifen. Auch eine Frau mit erhaltenem Hymen ist eine Frau, eine Frau muß nicht erst zur Frau gemacht werden, und eine Frau kann auch nicht durch den Verlust des intakten Hymens entehrt worden sein.denn eine Frau ist eine Frau, weil eine Frau eine Frau ist! Und so war auch Tess nicht wirklich entehrt. ——-Thomas Hardy’s TESS OF THE D‘URBERVILLES in einer glanzvollen vollständigen Neuübersetzung, die den Roman in seiner ganzen Modernität präsentiert. ——