Wir waren die neue Zeit

von

Ein so bissiger wie nostalgischer Roman über ein besetztes Haus in Berlin.

Wir schreiben das Jahr 1990: Die Mauer ist gefallen, ein von Braunkohlenebeln umwabertes, verwunschenes Land tut sich auf. Doch märchenhaft bleibt es nicht lange. Das merkt auch die bunte Truppe, die das große Gründerzeithaus in der Nähe des Rosenthaler Platzes besetzt hat. So zäh die Eroberung gegen Nazis, Bullen und konkurrierende Besetzer verteidigt wird – untereinander sind die Neusiedler sich alles andere als grün.
Mittendrin Erzähler Sebastian Brandt, der in Berlin eine Alternative zur miefigen westdeutschen Provinz sucht. Im Haus glaubt er sie gefunden zu haben. Aber so richtig warm wird er nicht mit der gelebten Utopie. Brandts kühlem Blick bleibt nicht verborgen, dass hinter den vielen Diskussionen um den politisch richtigen Weg zu oft und zu deutlich das Eigeninteresse hervorscheint. Es geht um Sex: Wann ist es befreite Liebe, wann Ausbeutung? Es geht um Macht: Wer beherrscht wen mit welchen Mitteln? Es geht um Raum: Wer kriegt das größte Zimmer? Und allmählich, zwischen Endlosplenum und Straßenschlachten, schiebt sich eine ganz hässliche Frage in den Vordergrund: Wer im Haus schnüffelt für den Verfassungsschutz?