Der Sicherheitsabstand, den an Post- und Bankschaltern ein gelber Strich markiert, ist ein beiläufiges, aber intensives Zeichen unserer Epoche im Westen. Bitte nicht zu nahe treten! Aber eingehalten wird dieses Postulat einer endlich erreichten und nun gut zu bewachenden Eigenständigkeit der Person nur dort, wo der Abstand zum Nächsten als Freizone um den Leib erfahrbar ist. Dagegen wird es in den virtuellen Räumen der Netze derart vergessen, als bestünde es überhaupt nicht. Hier ist keine gelbe Linie zu sehen, nicht einmal eine rote, und die anderen, vor denen das Private zu schützen ist, scheinen in entrückter Ferne. So daß man erst was merkt, wenn man gemobbt wird. Das ist die Rache der verdrängten Gemeinschaft an einem Ich, das sich womöglich überfordert. Aber ist es sich das nicht auch schuldig? So schwierig es sein mag, für sich zu sein und doch dabei – Rauschmittel sind keine Lösung! Nach BilderBuch, worin er seine Welt, und Selbst Referenz, worin er seine Person besichtigt, macht sich der Autor in seinem dritten Lyrikband an die Distanz dazwischen.
- Veröffentlicht am Mittwoch 19. Oktober 2016 von Böhland & Schremmer Verlag
- ISBN: 9783943622171
- 120 Seiten
- Genre: Belletristik, Essays, Feuilleton, Interviews, Literaturkritik