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100 Gedichte

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„Benimm dich nebensächlich“, dieser Vers steht mitten im poetischen Werk der Lioba Happel, und er liest sich wie eine Ermahnung der Sprecherin an sich selbst, um dann im Fortgang einen poetologischen Beiklang einzufangen: „Dreh Ungewohntes ins Normale über“.
Es ist schon erstaunlich, wie konsistent sich vom ersten Gedichtband der dreißigjährigen Dichterin bis hin zu dieser Auswahl ihrer hundert besten oder präferierten Gedichte die Poetik der Lioba Happel erhalten hat. Wie durch die unterschiedlichen poetischen Verfahrensweisen, Stimmungen und Temperaturen sich unverkennbar ein Personalstil dieser Dichterin herausgebildet hat, der sie so prägnant wie verspielt und darin zugleich unverwechselbar erscheinen lässt.
Mitunter passen in einen Vers von Lioba Happel mehrere Gedichte: Wollte man das oben zitierte „Ungewohnte“ auch als nicht Gewohntes im Sinne von Wohnen oder Nichtwohnen lesen, landete man je nach eigener Leserbiographie bei Obdachlosigkeit oder Nomadentum; wo aber landet man, wenn man „dreh“ und „über“ nicht als „dreh hinüber“, sondern als „überdreh“ liest?
Jeder Leser dieser hundert Gedichte, so folgern wir rein logisch, kann anhand dieses einen Buches mindestens vier Bücher lesen, also vierhundert Gedichte, mitunter auch mehr.
Ernest Wichner