Johann Ciesciutti ordnete sich um der Dichtung willen härteste körperliche Tätigkei-ten, eine asketische Lebensweise und materielle Armut zu. Was sich auf den ersten Blick wie ein persönliches, unübertragbares, schicksalhaftes Dasein darstellt, wird bei näherer Auseinandersetzung mit dem Werk eine Wanderung durch das 20. Jahrhundert aus der Perspektive eines Kärntners, der sowohl die beiden heimischen Muttersprachen als auch das in der Kindheit erlernte Chicago-Englisch beherrschte. Die Familie war vor dem Ersten Weltkrieg nach den USA ausgewandert und kehrte kurz vor der Kärntner Volksabstimmung im Oktober 1920 in die Heimat zurück.
Ciesciuttis Gedichte, Aphorismen und Essays enthalten – einmal verdichtet zu ver-träumten Versen, ein andermal herausgeschrien als glasklare Gesellschaftsanalyse, ein drittes Mal orakelhaft vorausblickend – zahllose Eindrücke eines Arbeiters, an dem die schicksalhaften Ereignisse nicht abgeprallt sind. Ahnungen, gefasst in schöne Sätze und Verse, drücken Grundlegendes aus: Verständnis und Toleranz stehen vor Hass und Missgunst; Liebe und Einklang mit der Natur bedeuten als ewig gültige Werte mehr als Raffgier und Ausbeutung um des kurzen Vorteils willen. Als „Robinson im Niemandsland“ seine Flaschenpost sehnsuchtsvoll ins Meer warf, erntete er oftmals Hohn und Spott. Es hinderte ihn aber nicht daran, als einfacher Bauarbeiter ein umfassendes literarisches Werk zu hinterlassen.
- Veröffentlicht am Mittwoch 9. Juli 2014 von KITAB
- ISBN: 9783902878342
- 160 Seiten
- Genre: Belletristik, Gegenwartsliteratur (ab 1945), Taschenbuch