Dass Arno Schmidts (1914-1979) Zukunftsromane auf dem Trümmerfeld der klassischen Utopien gebaut sind, sich die Bedingungen und Konstruktionsprinzipien der utopischen Räume zu Eigen machen und ihr Scheitern metaliterarisch vorführen, wurde bereits oft dargelegt. Schmidts utopische Prosa setzt sich jedoch nicht nur mit dem Problem des Utopieverlusts auseinander: Aus ihr spricht auch ein mit diesem Problem verbundenes Interesse für die Möglichkeiten und Grenzen literarischer Fremddarstellung. Die Konstruktion und Funktion von nationalen Bildern in Schmidts Zukunftsromanen und die Auseinandersetzung mit dem System kultureller Repräsentation wurden bisher nicht systematisch, nationsübergreifend behandelt.
Anhand exemplarischer Analysen eines die verschiedenen Werkphasen abdeckenden Textkorpus (Schwarze Spiegel (1951), Die Gelehrtenrepublik (1957), Kaff auch Mare Crisium (1960) und Die Schule der Atheisten (1971)), das um weitere Texte, Prosa wie Essayistik, ergänzt wird, bietet dieses Buch eine diachrone Betrachtung der unterschiedlichen Operationalisierungsstrategien solcher nationalen Bilder. Besondere Aufmerksamkeit gilt Schmidts kritischem und produktivem Umgang mit älteren (supra-)nationalen Literaturkonzepten, seinem Interesse für das Genresystem der utopischen Prosa, den verschiedenen Methoden der Verwendung von mythologischen und sexuellen Substraten bei der Konstruktion der Bilder sowie dem performativen Metaniveau der Romane.
- Veröffentlicht am Freitag 11. April 2008 von Aisthesis
- ISBN: 9783895286674
- 498 Seiten
- Genre: Belletristik, Gegenwartsliteratur (ab 1945)