Mauerstreifen

(oder Berlin im Herbst 1990)

von

Rücktiteltext
Mauerstreifen – das ist nicht mehr die Berliner Mauer, aber immer noch die erkennbare Schneise in der ehemals geteilten Stadt. Der Roman spielt kurz nach der Wiedervereinigung, also nach einem Ereignis, das mit „Wiedervereinigung“ schlecht umschrieben ist (einer Bezeichnung, die auf juristische, auf finanz- und bündnispolitische Neuerungen hinweist) und besser „Annäherung“ genannt zu werden verdient. In der Handlung, die auch, aber nicht nur eine Kriminalgeschichte ist (in der sich der Kalte Krieg ein letztes Mal offenbart), begegnen sich Menschen voller Vorurteile, reiben sich aneinander, schleifen sich ab und bereiten sich so – mehr getrieben als planmäßig – auf ein Zusammenleben vor. Der „Held“ des Stückes, kein Held, ein Niemand, aber kein Dummkopf, empfindet die vier Tage der Annäherung als Alb und Lust, als Wechselbad der Gefühle – und als Chance zu einer Karriere, die ihm nicht zusteht, aber zufällt. Auch die Erotik kommt nicht zu kurz, weil der Anti-Held sich gelegentlich, wie ein Fisch im Wasser, von seinem Schwanz lenken lässt.

Klappentext:Jürgen Jesinghaus, der Autor des Nikolaus-Buches (das auch von jemandem handelt, der seine Position im Leben sucht), befasst sich hier erzählerisch mit einer Zeitspanne zwischen der Nachkriegszeit als Ära der Hegemonialmächte USA und UdSSR und einer im Dunkeln liegenden, für die es noch keine Schlagwörter gibt. Die Zwischenzeit wird empfunden als (wie es im Roman heißt) Auge des Orkans, akustischer Schatten, Meer der Stille, Insel der Seligen und Arsch der Welt. Der Autor weiß, worüber er spricht, denn er war zu jener Zeit in Berlin und hat sich auch später mehrere Jahre dort aufgehalten und die Stadt der Widersprüche (die „Stadt ohne Form“, wie ein Architekt sie nennt) lieben gelernt. Der Text ist eine Liebeserklärung an Berlin (aber der Leser wird es kaum bemerken).