Trolle auf Reisen

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Isländische Trolle gehören wohl zu den verspieltesten ihrer Art; doch benutzen sie dazu kein eigens angefertigtes Spielgerät, sondern schlüpfen einfach in die Gedanken-, Traum- und Vorstellungswelten jener merkwürdigen “Wesen”, über die es sich so köstlich amüsieren lässt.

Aber weil Trolle manchmal glauben, dass es sie in Wahrheit gar nicht gibt und, ja, dass die Wahrheit selbst nur Anschein sei und Trollerei, verabscheuen sie jedes Besserwissenwollen und stellen lieber Fragen – etwa die, ob sich in der Welt der Wesen Sein & Sinn nur nach der Konstruktion von Dualismen entfalte.

So sind die isländischen Trolle aufgebrochen, um die Welt der Wesen zu erkunden. Wieder nach Island heimgekehrt zu ihren Freunden, die dort auf ihrem Stein auf die Rückkehr der reisenden Trolle gewartet hatten, erfreuen sich die Trolle daran, das Spiel der Wesen zu spielen, das heißt die Menschen zu ihren Spielfiguren zu machen. Sie schlüpfen z. B. in die Rolle des Bengels (Bófi) wie des Generalsekretärs (Aðalskrifstofustjóri), spielen mit der Sprache, klopfen der Logik auf den Busch, hinterfragen gesellschaftliche Normen und diskutieren den Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit.

Nach jedem Spiel singen die Trolle einen Vers aus der Hávamál (Sprüche des Hohen), ein von den Isländern mühsam erworbenes und zusammengetragenes Wissen, welches über die Jahrhunderte an die nächsten Generationen als gemeinsames Erbe weitergegeben wurde, und bis auf den heutigen Tag in der Universität in Reykjavik von jedem interessierten Besucher gelesen werden kann.