Die Kafiller der Stadt

Roman

von

Die Stadt vergisst nicht. Sie hat ein gutes Gedächtnis. Nichts verschwindet in der Ewigkeit. Sie stehen auf – die großen Stunden, die Skandale, die Schicksalsschläge und Katastrophen und in alldem die Menschen – und man erinnert sich an all die Dinge von damals, als wären sie so frisch wie ein neues Ereignis. Siege und Niederlagen und Helden und ihre Mythen. Die Menschen kommen und gehen, zufällig und unbestimmt, und da ist die Stadt und sie erinnert sich. Nichts ist unwiederbringlich verloren.

Ich bin der Zeuge.
Ich bin unschuldig. An allem, was passierte, bin ich unschuldig. Ich bin der Zeuge. Sonst nichts.
Sind wir Zeugen die besseren Menschen, nur weil wir Zeugen sind? Oder ist uns bloß – aus welchen Gründen auch immer – der Zugang zur Tat versperrt? Sind wir sozusagen draußen, also nicht beteiligt am Geschehen, oder ist uns die Rolle des Beobachters einfach angenehmer? Wir setzen uns hin und schreiben alles auf. Genau natürlich. Korrekt muss es schon sein, was wir zu berichten haben, denn sonst macht das Ganze letzten Endes keinen Sinn.

‚Die Kafiller der Stadt‘ ist der neueste Roman von Gerold Coldewey, der in der edition fischer erschienen ist.