Silberfische und Urinsekten

von

Das Schreiben spiegelt sich als physischer Vorgang in Rotters kurzen Texten wieder: atemlose Sätze, die der Leser nur durch eine Art von Gewaltakt in einem Sinn stocken lassen kann, feste, spröde gedrechselte, ineinander verkrallte Sätze, die er drehen und wenden muß, bis sie Einlaß bieten oder durchscheinend werden, in sich verschlossene und dicht aneinandergedrückte Wörter und Gedankenfetzen. (Thomas Stangl, Literatur und Kritik)

Mario Rotter (1959-1995) gehörte zu jener Generation österreichischer Schriftsteller (Werner Schwab, Christian Loidl u.a.), die sich lustvoll und intensivst zwischen den Schnittstellen von Musik, Lyrik, Performance und erweiterter Dramatik bewegten. So sind die meisten seiner Texte weniger Fragmente einer möglichen Publikation, denn Zeugnisse spontaner Ausdruckskraft und Vitalität. Vorliegender Band II aus dem Nachlass versammelt seine aggressiv-dadaistischen „Bonus-Tracks“ („… solange ich Gas bezahle, kann ich Gas verfeuern. Ich sehe oft dem Warmwasser zu, wie es völlig nutzlos in den Kanal fließt, um die Donau aufzuheizen. Nur der Laie glaubt, daß Philosophieren gratis ist …“) wie Lyrik, Songs und kurze Prosastücke.