«Sire, ich eile …»

Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle

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Enttäuscht vom Desinteresse des Versailler Hofes, erschüttert vom Tod seiner geliebten Émilie du Châtelet , gibt Voltaire 1750 dem Drängen des Königs von Preußen nach: Der 56-Jährige geht an den Hof des um achtzehn Jahre jüngeren Friedrich. Anders als Émilie hält er an der Wunschvorstellung fest, der preußische König sei der «Philosoph auf dem Thron».

Friedrich, der den berühmten Franzosen seit 1736 in Briefen umwirbt, verspricht sich von Voltaires Aufenthalt in Potsdam und Berlin nicht nur die Mehrung seines Ruhmes. Er hofft auf einen geistvollen Gesprächspartner – und auf einen Korrektor seiner eigenen poetischen und philosophischen Schriften.

Bald erweist sich, daß Voltaire und Friedrich nach Temperament und Lebensgewohnheiten unverträglich sind. Es kommt zum Bruch. Voltaire ist in Gefahr, er will fort und macht sich auf die Reise. Die preußischen Beauftragten in der Freien Reichsstadt Frankfurt halten ihn auf Befehl Friedrichs fest: Er wird unter Hausarrest gestellt, sein Gepäck wird beschlagnahmt, er erfährt Erniedrigung und Willkür. Friedrich und Voltaire sehen sich nie wieder.

Hans Joachim Schädlich führt mit äußerster Verknappung, jedoch historisch präzise, nicht nur die Unvereinbarkeit von freiheitlichem Geist und absolutistischer Macht vor Augen – er rückt auch Voltaires berühmte Gefährtin Émilie du Châtelet ins Bild und eine große aufgeklärte Liebe.

«Hans Joachim Schädlich ist einer der ganz Großen in der zeitgenössischen deutschen Literatur.»
Die Zeit

„‘Sire, ich eile‘ ist ein spöttisches Bravourstück, das allen denkbaren Heldenverehrungsbüchern zum Friedrich-Jubiläum den Schneid abkauft.“
Sigrid Löffler, RBB Kulturradio

„Schlechte Nachricht für Fridericianer aller Fraktionen: Hans Joachim Schädlichs Novelle ist eine Frechheit, eine hübsche Volte im Geiste Voltaires. Ätzend knapp und kühl luzid.“
Hans-Jost Weyandt, Spiegel Online

„Hans Joachim Schädlich zeigt hier einen Modellfall für das Verhältnis von Geist und Macht … eine literarisch hoch aufgeladene Lektüre. »
Helmut Böttiger, Deutschlandradio Kultur