Gertrud Kolmar (1894-1943), gilt als gleichrangige Lyrikerin neben Annette von Droste-Hülshoff und Else Lasker-Schüler, doch sind ihre Arbeiten, die in der Zeit des Nationalsozialismus durch den Einsatz der nächsten Verwandten vor der Vernichtung bewahrt wurden, bis heute noch relativ unbekannt geblieben. Ihre Bedeutung wurde schon früh von Autoren wie Walter Benjamin, Max Rychner, Ina Seidel und dem Verleger V. O. Stomps erkannt; als Lyrikerin konnte sie sich ab 1936 ausschließlich in jüdischen Kulturkreisen durchsetzen (gefördert u.a. von Kurt Pinthus, Jacob Picard, Erich Lichtenstein). Zu Lebzeiten erschienen aus ihrem umfangreichen dichterischen Werk nur drei Gedichtbände (‚Gedichte‘, 1917; ‚Preußische Wappen‘, 1934, ‚Die Frau und die Tiere‘, 1938), von denen der letzte kurz nach seinem Erscheinen im Zusammenhang mit den Novemberpogromen eingestampft wurde. Gertrud Kolmar wurde 1943 im Verlauf der ‚Fabrikaktion‘ deportiert und in Auschwitz ermordet.
Nach 1945 machten sich sowohl ihr Schwager Peter Wenzel, der die verstreuten Typoskripte ihrer Gedichtzyklen sammelte und um ihre Veröffentlichung kämpfte, als auch Hermann Kasack um ihr Werk verdient (‚Welten‘, 1947; ‚Das lyrische Werk‘, 1955). Diese Ausgaben sind längst vergriffen und genügen heutigen textkritischen Ansprüchen nicht mehr. So ist eine zuverlässige Ausgabe ihrer Gedichte mehr als überfällig.
In der vorliegenden kommentierten kritischen Ausgabe werden erstmals sämtliche Gedichtzyklen in der von Gertrud Kolmar jeweils selbst bestimmten Reihenfolge ohne veränderte oder zusätzliche Überschriften und sonstige, insbesondere Orthographie und Zeichensetzung betreffende, Eingriffe gedruckt.
Band 1 enthält die frühen Gedichte, Band 2 die Gedichte, die zwischen 1927 und 1937 entstanden sind. Der Kommentarband enthält Gertrud Kolmars Gelegenheitsgedichte sowie den Essay ‚Das Bildnis Robespierres‘.
- Veröffentlicht am Mittwoch 27. November 2024 von Wallstein
- ISBN: 9783892444992
- 1232 Seiten
- Genre: Belletristik, Lyrik