Ricciardetto

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Forteguerris „Ricciardetto“ ist aus gutem Grund fester Bestandteil jeder guten italienischen Bibliothek. Das 1725 vollendete Werk – Heldenepos und Lebensentwurf in einem – sprüht nur so vor Geist und Leben, Witz und Niveau.
Der Stoff des „Ricciardetto“ existierte nahezu vollständig vor dem Werk Forteguerris, Figuren und Handlungen gehören zu einer poetischen Tradition, der ritterlichen Heldendichtung, die vom Mittelalter bis zu Ariost reicht, der die unmittelbare Quelle des „Ricciardetto“ ist. Ihr liegt der feststehende Kanon des Krieges zwischen Christen und Ungläubigen zurgrunde, den die schöne Despina, Tochter des Kaffern-Königs, wieder anfacht, die gegen den Paladin Ricciardetto zu Felde zieht, der ihr den Bruder getötet hat. Das Gefühl der Rache, das den Krieg herbeiführt, verwandelt sich im Lauf der Ereignisse in Liebe, und die zwei Gegner feindlicher Heere feiern schließlich ihre Hochzeit. Innerhalb dieser Hauptgeschichte entwickeln und verirren sich viele andere Geschichten, kaleidoskopartig begonnen, unterbrochen, wieder aufgenommen. Man findet hier die gesamte ritterliche Heldendichtung wieder mit dem vollständigen Repertoire von Belagerungen, Schlachten und Duellen, Hexen, Zauberern. Zusammen mit Kaiser Karl treten auch die tapferen Paladine wieder auf – Orlando, Rinaldo, Astolfo, Ferràu wie auch Ricciardetto. Auf einer Landkarte imaginärer und realer Orte schweifen die Paladine, in ständigem Wechsel der Perspektiven und Szenarien, vom Orient zum Okzident.