Paul Verlaine ist bekannt als literarisches Wunderkind, dem Alkohol und anderen berauschenden Substanzen zugetan, auch als Ehemann mit homoerotischen Abweichungen, zentraler Autor des Symbolismus – vor allem ist er jedoch ein bis heute faszinierender Lyriker, ein Schöpfer von höchst musikalischen Versen, ein Wortzauberer der feinen und zarten Töne, ein Seismograph der Gefühle. Und ein literarischer Priester der Erotik. Er rang der französischen Sprache Klangeffekte ab, wie sie zuvor nicht bekannt waren, nicht möglich schienen.
Dass seine Verse nicht einfach übersetzt werden können, liegt auf der Hand. So versteht sich die Übertragung durch Elisabeth Schawerda eben auch als Nachdichtung, als das eigenständige Gestalten von Gedichten, angeschmiegt an die Vorlage. Karl Kraus definierte „übersetzen“ bekanntlich mit „üb‘ ersetzen“, ein kompetentes Wort das mit dem vorliegenden Band eindrucksvoll zu Fleisch wurde. Ebenso einfühlsam nähert sich Georg Koenigstein mit seinen Graphiken an die Themen und Stimmungen der Gedichte an, es entstanden eigenständige Kunstwerke, deren Autonomieanspruch wunderbar mit dem Respekt vor der Vorlage harmoniert. Insofern kann man bei diesem Band, dem ersten der neuen Reihe Graphic Poems Koenigstein, mit Recht behaupten: Jede einzelne Seite ist ein Kunstwerk.
- Veröffentlicht am Freitag 17. Juli 2015 von Edition Roesner
- ISBN: 9783903059061
- 72 Seiten
- Genre: Belletristik, Hardcover, Lyrik, Softcover