Ein Fingerabdruck an der Wand der Zeit

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Krieg-Flucht-Elend – und dann Gedichte schreiben? Das Buch „Ein Fingerabdruck an der Wand der Zeit“ versammelt Gedichte von Asylanten aus Syrien und dem Irak. Entstanden sind sie in einem Gesprächskreis in Mitterfels (Niederbayern, Bayerischer Wald). Sie setzen sich mit der alten und der neuen Heimat auseinander. Mit viel Gefühl und einer arabisch-anschaulichen Metaphorik zeichnen sie ein Bild vom Innenleben von Asylanten. Zwei Deutschsprachige beteiligten sich auch mit Gedichten an dem Prozess und bilden einen bemerkenswerten Kontrast. Weiter fand sich eine Gruppe jüngerer Leute zusammen, die die Gedichte nicht illustrierten, sondern auf Grund der Auseinandersetzung mit ihnen eigenständige Bilder schufen, die sich dem Thema von deutscher Seite näherten. Die Koordinatoren Wolfgang Hammer und Michael Witte schildern in zwei Aufsätzen die Umstände des Entstehens des Buches.

Adorno meinte, nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, sei barbarisch.
Die Gedichte in diesem Buch zeigen das Gegenteil: Nach Krieg, Flucht und Elend Gedichte zu schreiben ist notwendig. Nicht nur die Bewältigung traumatischer Erlebnisse wird unterstützt, sondern die Bemühungen um Form und Inhalt tragen nach einer Zeit der Rohheit zur „Verfeinerung der Sitten“ (Norbert Elias) bei.