Ein weißer Wal im Rhein

Gedichte

von

‚Ein weißer Wal schwamm den Rhein hinauf, gegen das Leben, volle Kraft voraus.‘
Kennen Sie solche Geschichten? Von Heimatvertriebenen und Auswanderern? Von Aussiedlern und Immigranten? Von Menschen die verlorengegangen zu sein scheinen – so plötzlich, so einfach und so schrecklich allein? Menschen, die fremd sind, fremd werden, sich fremd fühlen. Kennen Sie solche Menschen? Wenn ja, was wissen Sie über ihr Leben?
Orestis aus der Nachtschicht bei Opel liebt Märchen über alles. Maria hat ihren Mann zwischen Hauptbahnhof und Theaterplatz verlassen. Charis mit den blauen Augen wurde zum Rebell. Elis Herz wartet in einem verstaubten Regal. Nikolos, dieser kleine süße Junge von nebenan, ist ein Einbrecher. Herr Kapa hat einen Herzinfarkt erlitten. Mina ist gestern Nacht gestorben. Aras Sohn heiratete eine jugoslawische Putzfrau, und Andreas, der aus dem Restaurant Kompoloi, schreibt Gedichte. Solche über Liebe, Freundschaft und Freiheit. Und über das alltägliche Heimweh. Über Zitronenbäume, die die Sonne des Winters brauchen, von Papierschiffchen, die unter gehen und davon, wie es sich anfühlt, Vor Durst zu sterben.
Alles Menschen, alles Fremde.
Jetzt nicken Sie mit dem Kopf und ein kleines Lächeln zeichnet sich auf Ihr Gesicht. Sie kennen also auch solche Menschen? Solche die an manchen Tagen wie ein Wal sich fühlen – groß, kräftig, klug – und, statt in einem Ozean zu leben, plötzlich in einem flachen Fluss schwimmen, gegen den Strom, gegen das Leben, gegen die Vernunft?

Andreas Arnakis ist so ein Wal, der seine griechische Gewässer verloren hat. Er kam nach Deutsch-land zum Studieren und wurde zum Fremden. Ein politischer Flüchtling und ein träumerischer Mann. Zum Glück griff er zum Mikrophon des Hessischen Rundfunks, gründete die langlebige Sonntagssendung ‚Rendezvous in Deutschland‘ und schrieb Prosa und Lyrik. Seine bewegte politische Zeit, seine persönlichen Niederlagen, seine Erfolge und seine verlorengegangenen blauen Gewässer halten Sie heute in Ihren Händen. In diesem Buch.
‚Gute Reise nun, ihr Geschwister, sehnt´ euch, liebt, lebt aus voller Seele.‘