Neue Lyrik aus Österreich Band 10

Denkmal für Schnee. Gedichte

von

Denkmal für Schnee ist als Band 10 der Reihe ‚Neue Lyrik aus Österreich‘ zugleich der zehnte Gedichtband Helwig Brunners. Es handelt sich um eine Sammlung von Gedichten, die unmittelbar existenziell und gleichzeitig gründlich reflektiert auftreten. Sie erzählen in eindringlichen Bildern vom Gehen und Bleiben, Lesen und Schreiben, Kochen und Essen, von Füchsen, Bäumen und Steinen und von der bestürzenden Lautlosigkeit des Schneefalls. Immer wieder unternehmen sie Erkundungen, die – öfters auch in intertextuellen Zusammenhängen – nicht zuletzt das Gedicht selbst und das in ihm sprechende Ich unter die Lupe nehmen. Der Frage, was Lyrik können kann, ja können muss, um neben massentauglicheren Literaturgattungen unverzichtbar zu bleiben, begegnen diese Gedichte mit einer poetisch fokussierten Sprache, die über narrative und diskursive Textebenen entschlossen hinausweist, unter konsequentem Verzicht auf jedes kunsthandwerkliche Brimborium.

Feuer gibt es

Es gibt die Leuchtfeuer, die heimeligen Kaminfeuer,
Sperrfeuer gibt es, das feindliche Feuer im Dorf,
das alles niederbrennt. Es gibt das Feuer in den Öfen
der Backstuben und Krematorien. Feuer im Blick,
das Feuer der flammenden Rede gibt es, Feuerstürme
auf der Sonne, Protuberanzen aus brennendem Gas.
Feuerfalter gibt es, Lycaena in acht Arten hierzulande,
Kerzenlicht auf Gräbern, erlöschendes Augenlicht,
Feuer gibt es, in dem Briefe brennen oder Bücher,
Feuer, das Keramik härtet, Feuer, das sie bersten lässt.
Feuer im Wörterbuch gibt es, fünf trockene Zeichen
als Zunder für Leuchtfeuer, heimelige Kaminfeuer –