Viel früher

Gedichte aus 20 Jahren

von

1978 waren von Peter Rosei zwei Gedichtbände erschienen, 118 Gedichte insgesamt, Das Lächeln des Jungen und Regentagstheorie. Zwanzig Jahre danach folgen wieder 45 Gedichte, die sehr konzentrierte Produktion zweier Jahrzehnte, eine in jeder Hinsicht außergewöhnliche Produktion.

Sparsam sind diese Gedichte, einfach, unkompliziert, von dieser friedvollen Sanftheit, die auch Roseis erzählende Literatur auszeichnet. Und erzählt wird auch in den wenigen Zeilen dieser Gedichte: ‚Wir stiegen einst zum Wald hinauf,/ ausgefahrene Rinnen/ verliefen sich im Unterholz: Blaubeerwolken./ Hier war kein Weg./ Wir hielten vor Baumstümpfen, vor/ Felsen./ Dann kehrten wir um und/ gingen zurück.‘ Erinnerung heißt dieses Gedicht.
Das ist so ruhig, so sanft, so schön, dass es gar nicht wahr sein kann. Und tatsächlich sitzt ein Stachel im Fleisch dieser Gedichte, eine Trauer, ganz knapp unter dem Gesagten; ist das der Preis, um den wir das Glück, auch das des Gelingens, nur haben können?

‚Oben sind Löcher in den Schuhen; dort/ steckst du die Füße hinein. Noch sind/ die Schuhe leer, sie stehen auf dem/ blanken Küchenboden; du sitzt da und/ fädelst die Schnürsenkel ein.‘ Eine Erinnerung oder ein Stilleben – vor dem Aufbruch, vor der Tat, vor dem Moment, nach dem vielleicht nichts mehr in Ordnung ist. Nichts davon aber wird ausgesprochen, nicht die Ängste, nicht die Katastrophen, nicht die Schrecken.