Leu-Lyrik

Gedichte

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Die Lyrik von Johannes Golznig tendiert zu einer geheimnisvollen Hermetik. Individuelle Lebenserfahrung, subtiles Ausloten von Bedeutungsebenen, sowie der spielerische Ansatz im Sprachumgang sind entscheidende Charakteristiken seines lyrischen Schaffens. Biographische und zeitgeschichtliche Ereignisse werden nicht mit eindimensionalem Modernismus gestaltet, sondern so angelegt, dass Sinnbilder entstehen, welche das Potential von nicht berechenbaren Stolpersteinen in sich bergen. Diese plötzlich anwesenden Stolpersteine sind Denkanstösse, welche Widersprüche aufreissen oder Illusionen auf den unterschiedlichsten Lebensebenen subtil entlarven.

Der Titel Wellen der Zeit verweist auch auf einen marinen Lebensabschnitt des Autors: In der Lyrik von Johannes Golznig ist viel enthalten von der Tücke schlecht sichtbarer Fischernetze, von der Kraft gewaltiger Anker, von der zarten Poesie der Sonnenaufgänge auf den Weltmeeren, von der Gewalt im hohen Seegang und der beruhigenden Wirkung sanfter Seebrisen. Werden und Vergehen, Wiederentdecken und Vergessen wirken wie die Gegensätzlichkeit von geschmeidiger Wasserbewegung im Spiel mit dem Licht und der permanenten Bedrohung dunkler Kälte in der Tiefsee. Das Ausgeliefertsein an ein imaginäres Schicksal, dem nur der freie menschliche Wille wirksam entgegengesetzt werden kann, ist ein weiteres Grundthema in der Lyrik von Johannes Golznig. Die Wellen der Zeit brechen sich aber auch immer wieder am betont erdhaften — das partiell weltanschauliche und historische Wunden aufbrechen lässt, um fragmentarisch Einblick in Vergangenes zu gewähren. In seiner Vielschichtigkeit ist Johannes Golznigs Lyrikband Wellen der Zeit das dichterisch aufgearbeitete Logbuch eines reichen Lebens …

Vorwort: Al’Leu