Neuland

Gedichte

von

In seinen Gedichten tastet H.-Dieter Seibel Wortmonolithen nach ihrem Ursinn ab, deckt dabei Gemeinplätze und Halbheiten auf, über die wir in unserer Alltäglichkeit allzu leichtfüssig hinweggehen.

Der Literaturkritiker Cl. Lanczkowski schreibt: «Wenn ich sage, dass Neuland ein extrem sinnliches Buch ist, so verstehe ich dies Wort in erster Linie wörtlich, nähmlich als ein Zug des Buches, der unabweislich immer vorhanden ist: derjenige des fast handgreiflichen Annäherns, des Abtastens der Worte nach ihrer Klobigkeit, nach ihrer Tragfähigkeit, nach ihrer Stellvertreterposition für gelebte Dinge aus dem Leben.
Es ist vielleicht der gleiche Prozess, dem ein Bildhauer unterliegt, wenn er den Stein betastet, der gleiche Prozess des Irdischen, des Handkontaktmässigen, der über die Zunge geformten Worte, der die urtümliche, schlussendlich erotische Beziehung zum Material deutlich werden lässt. Solch steinmetzhafte Lyrik, die H.-Dieter Seibel schreibt, ist aber nicht sinnlich aus Selbstzweck, sondern ist sinnlich aus Misstrauen gegenüber der bekleideten, der angezogenen, der anzüglichen, der verhüllten Form der Worte.
Nun ist die Nacktheit und Aufdeckung, die H.-Dieter Seibel betreibt, nicht eine der Schonungslosigkeit oder eine solche, die ätzend und verletzend wirken würde, sondern seine Lyrik hat sich bei allen ehrlichen Gegenpositionen die eigentümliche Schönheit des Nichtbekleideten bewahrt …»

Vorwort: Cl. Lanczkowski