Zeit am Gummiband

von

Weißt du noch, wie es früher war? Die Tore der Zeit stehen offen, bringen die
Vergangenheit nahe. Vieles von damals, vergessen, verloren, formt Gedanken der
Erinnerung.
Gebunden an die Zeit leben wir auch heute weiter. Können sie vorübergehen lassen,
genau wie unser Leben, unseren Traum vor uns herschieben. Wäre beinahe etwas
daraus geworden? Oder hätten wir gar alles belassen sollen, wie es immer war, auch
damals schon?
Die „Zeit am Gummiband“, sie reicht „bis vorher, / bis nachher, / bis immer / und
nie“. Nicht immer geht es geradeaus, und Abzweigungen warten, wenn wir den
Zeitgeist jagen. Der Schienenstrang, auf dem wir reisen, wird schmäler, die Zeit
knapp und eng. Die Jugend zerfällt.
“It is late in the day; / anyone who has / something true to say?” Man konversiert
im Coffeeshop, zu Wien und in Amerika. Das Wort, es löst sich auf. Im Kreis von
Wiedersehen und Weitergehen. „Keep up the beat!“
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Gesine Boecker-Weiss schreibt Lyrik zum Lesen, laut Lesen und
Vorlesen. In rhythmisch-klangvollem Spiel mit Wort und Reim
dichtet und philosophiert sie über Zeit und Leben.
Sie wurde 1942 in Bruck a. d. Mur, Österreich, geboren, studierte
Spanisch und Englisch, Universität Graz, und Internationale Beziehungen,
Johns Hopkins University, Bologna und Washington
D.C., und arbeitete als internationale Beamtin der UN in Wien. Sie
ist verheiratet und hat drei Kinder und sieben Enkelkinder.