Der Dialog geht weiter.
„Gipfelkunst“ – Gedichtwerkstätten
Gipfelkunst – die I.
Anfang März machten sich Dichterinnen aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz und Lothringen mit mir auf den Weg zur Gipfelkunst Wir hatten uns die lyrische Annäherung an und Auseinandersetzung mit den Skulpturen rund um den Herzweg als Ziel gesetzt.
Wir besuchten Kunstwerk um Kunstwerk, erspürten es, spürten ihm nach, erfühlten es, notierten unsere Empfindungen und Gedanken, diskutierten. Anschließend sichteten wir am ovalen Tisch in meiner „Küche der Dichterinnen“ das Festgehaltene, tauschten uns über den Rundgang aus, sortierten das Notierte, erste Gedichtentwürfe entstanden. Ebenso versuchten wir eine Annäherung an die Kunstobjekte in bestimmten Gedichtformen. Die entstandenen Rohfassungen diskutierten und bearbeiteten wir und stellten sie für eine Lesung zusammen.
Gipfelkunst – die II.
Noch einmal machten wir uns auf den Weg zur Gipfelkunst, in leicht veränderter Besetzung. Wir hatten uns auch diesmal die lyrische Annäherung an und Auseinandersetzung mit den Skulpturen rund um den Herzweg vorgenommen; nun insbesondere mit der Fragestellung, ob und inwiefern sich eine andere Vegetationszeit auf die Gesamtwirkung der Skulpturen in der Natur auswirken würde.
Die Veränderungen in der Landschaft waren unübersehbar. Hatte sich im März eine noch kahle Vorfrühlingsland-schaft gezeigt, so erwartete uns jetzt eine üppig grüne und blühende Mailandschaft.
Die Auswirkungen auf den Gesamteindruck der Kunstwerke waren zum Teil verblüffend: Skulpturen, die sich beim ersten Rundgang klar von der braunen, kahlen Landschaft abgehoben hatten, verloren sich fast völlig im Grün, andere wiederum gewannen durch die Wechselwirkung mit der nun üppig grünenden Natur an Intensität und Aussagekraft.
Rasch aber wurde eine ganz andere Thematik zum ungeahnten Schwerpunkt des Rundgangs: die in der „Hexennacht“ zum 1. Mai erfolgten Beschädigungen und Zerstörungen einiger der ausgestellten Skulpturen.
Erneut besuchten wir Kunstwerk um Kunstwerk – diesmal in umgekehrter Reihenfolge, notierten unsere Beobachtun-gen, Empfindungen und Gedanken, diskutierten. Bei uns allen war die Betroffenheit angesichts der mutwilligen Beschädigungen und Zerstörungen der Kunstwerke deutlich spürbar; ganz besonders über die völlig zerstörte und nicht mehr vorhandene Skulptur des in Luxemburg und Frankreich arbeitenden freischaffenden Künstlers Max Kohn – eine Skulptur, die beim ersten Rundgang im März zu spannender Diskussion angeregt hatte. Nicht einmal das bis vor kurzem bei der Skulptur stehende Messingschild weist mehr auf sein „überschäumendes Herz“ hin.
Im Anschluss an den Rundgang sortierten wir, nun im Dichterinnen-Garten, unsere Notizen, diskutierten, entwarfen erste freie Gedichte – überwiegend geprägt von der Zerstörung einiger Arbeiten, die Missachtung, Verständnislosigkeit, Rat-, vor allem aber Respektlosigkeit gegenüber der Kunst und den Künstlern ausdrückt.
- Veröffentlicht am Donnerstag 3. Dezember 2009 von ETAINA-Verlag
- ISBN: 9783981223460
- 144 Seiten
- Genre: Belletristik, Lyrik, Taschenbuch