Edition anthrazit im deutschen lyrik verlag

Alltagslyrik

von

Ein Unkraut wächst am Straßenrand –
zwischen Steinen, an der Wand,
hat kaum Platz, doch es wächst weiter,
sieht kaum Sonne, doch bleibt heiter,
kriegt kaum Wasser, wenig Licht,
Gefahr besteht, daß es zerbricht,
wird getreten, oft und hart,
unbeachtet, unbedacht,
hat sich den Platz nicht ausgesucht,
Sonnenseite nicht gebucht,
zeigt Gelassenheit, Geduld,
stellt die Frage nicht nach Schuld,
wächst nur weiter und gedeiht,
scheinbar nur dem Tod geweiht,
denn eines Tages im September
zieren Blüten seine Ränder.