Mein Zahir

Gedichte

von ,

„Es scheint mir daher beleidigend, wenn man bemerkte: Weil er aus Polen stammt, deshalb schreibt er so und so. Vielmehr müsste es heißen: Weil er so und so schreibt, deshalb darf man Bezüge herstellen zur metaphorischen Intensität der polnischen Tradition eines Rafał Wojaczek, Tadeusz Nowak, Zbigniew Herbert oder Edward Stachura. Doch diese Autoren sind, wie einst Chopin, Teile der ‚common cultural heritage of mankind‘, sie gehören nicht Polen, nicht Deutschland allein.“
(Aus dem Nachwort von Bernhard H. F. Taureck)

Ramadan

Was bedeutet heute für mich Polen,
wenn ich schon nicht mehr auf Polnisch denke?
Ein Recht, konform zu sein, versteinertes Gedächtnis?
Oder die Orgie der Umarmungen mit Fatmir,
wenn wir ein rituelles Lamm gemeinsam schlachten?

Ich bin hier nicht alleine.

Wolodias Tochter schreit aus dem Fenster,
Salvatore backt Pizza,
Horst bringt das Bier an unseren Tisch im Garten.

In den Töpfen Maultaschen und Bigos.
In unseren Mägen sich verwandelndes Kebab.
Der Himmel brennt.

Nach dem Sonnenuntergang schauen wir Richtung Mekka,
bekreuzigen uns während der Grill-Mysterien.
Und obwohl wir kein Bündnis suchen,
sind wir es.

Jacek T. Zieliński
1962 in Danzig geboren, Mitglied des Polnischen Literatenverbandes, lebt, malt und schreibt seit 1989 in Deutschland,
wohnt in Hannover. Mitglied der Gruppe Poesie.
Veröffentlichungen in polnischer Sprache: Bigos, kawior i konkwista czyli nowy polski romantyzm (2003), Balet nosoro nosoroźa (2005).