Nezahualcoyotl ist eine historische Gestalt aus einer fernen Zeit und einer fernen Welt. Er war im 15. Jahrhundert der König der Chichimeken in Zentralamerika, bevor die mexikanischen Hochkulturen von den Spaniern erobert wurden. Nicht nur als Herrscher seines Volkes ist er in die Geschichtsbücher eingegangen, er ist darüber hinaus auch als Dichter bekannt, dessen Gesänge über allen Wandel der Zeiten erhalten geblieben sind. Seine Sprache war Nahuatl, die Sprache, die im Tolteken- und Aztekenreich über lange Zeit gesprochen wurde und deren Quellen schon seit dem 16. Jahrhundert unter Anleitung von spanischen Missionaren aufgezeichnet wurden. In zwei Manuskripten dieser Zeit sind mehrere Gedichte des Königs mit einer Übersetzung ins Spanische überliefert, und daraus wurden für dieses Buch dreißig Texte ausgewählt, die einen repräsentativen Überblick über sein lyrisches Werk bieten. Darin besingt Nezahualcoyotl den Frühling und die Blumen, er macht sich Gedanken über das Wesen der Poesie, über das Verhältnis zwischen Mensch und Gott, er beklagt die Vergänglichkeit des Lebens, und er prophezeit die Zukunft.
Um dem heutigen Leser einen Zugang zu den Gedichten zu erschließen, wird eine Einführung zu den Ereignissen im wildbewegten Leben des Herrschers, zur komplexen Ordnung seines Staates, zu Wirtschaft und Kultur seines Reiches gegeben, und Erläuterungen zu den Texten, zur Aussprache und zu den Quellen sowie Abbildungen aus dem Kodex Xolotl von 1542 runden den Band ab.
Die deutschsprachige Autorin hat sich seit Jahren an der Autonomen Nationaluniversität Mexiko Stadt mit der zentralamerikanischen Hochkultur sowie deren Nahuatl-Sprache beschäftigt und lebt zur Zeit in der Karibik.
- Veröffentlicht am Freitag 7. Oktober 2005 von scaneg
- ISBN: 9783892355120
- 120 Seiten
- Genre: Belletristik, Lyrik