Lebensspuren

von

Die Lyrik ist tot. Es lebe die Lyrik.

Ein Gedicht ist komprimierte Emotion.
Ein Gedicht ist ein Gefühl, eine Geschichte, ein emotionaler Gedankenprozess, ein Katalysator der Liebe, des Schmerzes, der Verzweiflung, der Erinnerungen, der Hoffnungen, des Trostes nicht allein zu sein. Ein gutes Gedicht ist zu keiner Zeit tot, kann niemals sterben, denn es wurde in einem universellen Augenblick tiefster Empfindung geboren, Empfindungen die in uns allen gleich sind, uns gleichstellen.
Ein gutes Gedicht, mag es 1000 Jahr` oder zeitgenössisch sein, bohrt sich in unsere Seele, in unsere Herzen, um erneut in uns und mit uns aufzuerstehen. Es erblüht im Déjà-vu des eigenen Seins.
Gedichte sind für Menschen, die mit offenen Augen durchs Leben gehen, die aktiv am Leben teilhaben. Das Wort Leben als Chance und Erfüllung begreifen, die Sehnsucht, den Wunsch verspüren, sich selbst und das Andere zu sehen, zu erkennen. Ein Gedicht ist ein dem Menschen eigenes Pflänzchen, im stetigen Wachstum begriffen, von Einfachheit oder vom Universum geküsst, vom Genie und all den Fehlern, den Irrnissen des Daseins behaftet.
Zuweilen scheint ein Gedicht wie von Kinderhand geschrieben, denn in so manchem starken Augenblick des Lebens, empfinden wir ganz nackt, vom Intellekt beraubt, wie ein Kind. An der puren Nacktheit der Unschuld haftet die Wahrheit, die mit großen Augen in die Welt hinaussieht, da das Kind in uns noch nicht verlernte zu leben.
Ein Gedicht ist Leben, erinnern wir uns und machen unser Leben wieder zu einem Gedicht.