Leibniz zollte Galilei hohes Lob und fühlte sich ihm in der Geometrie mehr als Huygens verpflichtet. Er hat Galileis Discorsi besonders im Hinblick auf die Unendlichkeitsproblematik studiert, wie viele Aufzeichnungen beweisen. Beide Gelehrte haben diese Problematik verschieden gelöst. Für Galilei waren Indivisiblen – im Anschluss an Nicolaus von Kues – Nichtgrößen. Im Unendlichen gelten nicht die Regeln des Endlichen. Leibniz schuf dagegen ein Größenkonzept der Indivisiblen und des Unendlichen, das es ihm erlaubte, in begründeter Weise beliebige Kurven als gleichwertig mit unendlich vielen, unendlich kleinen Seiten anzusehen. Dieselben Regeln gelten im Endlichen wie im Unendlichen.
Prof. Dr. Eberhard Knobloch wurde 1943 in Görlitz geboren und studierte Mathematik, Klassische Philologie und Geschichte der exakten Wissenschaften und der Technik. Er ist seit 1981 Professor für die letztgenannte Disziplin an der TU Berlin (seit 2009 emeritiert) und seit 2002 zugleich Akademieprofessor an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Er ist Mitglied dieser Akademie sowie der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, der Academia Scientiarum Europaea, Präsident (seit 2005) der Académie Internationale d’Histoire des Sciences (Paris), Honorarprofessor der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Er war Gastprofessor u.a. in Paris (EHESS, ENS), St. Petersburg, Xian, Peking. Seine Forschungsschwerpunkte sind Geschichte und Philosophie der mathematischen Wissenschaften.
- Veröffentlicht am Donnerstag 1. Dezember 2011 von Wehrhahn Verlag
- ISBN: 9783865255075
- 48 Seiten
- Genre: Aufklärung, Philosophie, Renaissance, Taschenbuch