„Das von Lambert entworfene kosmologische System über das (oder die) System(e) des Kosmos ist, aus heutiger Sicht, ein disziplinäres mixtum compositum: Es geht einerseits aus naturwissenschaftlichen-mathematischen Arbeiten hervor und stützt sich auf damals verfügbaren astrophysikalischen Ergebnisse. Es benutzt andererseits so sehr die Prinzipien einer teleologischen (Schöpfungs)Metaphysik, dass Lambert selbst die Schrift nicht mehr als eine in der Hauptsache naturwissenschaftliche anzusehen scheint.“
Geo Siegwart (DAS ACHTZEHNTE JAHRHUNDERT)
Johann Heinrich Lambert (1728–1777) war als Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler einer der bedeutendsten Denker zwischen Wolff und Kant. Die Spannweite seiner philosophisch relevanten Arbeiten reicht von der Metaphysik über die Kosmologie und die Logik bis hin zu Ästhetik und Semiotik. Auf dem Boden der Leibnizschen und Wolffschen Tradition stehend, bemüht Lambert sich um die Ausbildung einer Universalsprache der Wissenschaften, ohne den Fokus auf die Naturwissenschaften einzuengen. In seiner Methodenlehre erkennt er die Berechtigung der strengen geometrischen Demonstration ebenso an wie die des Wahrscheinlichkeitsbeweises; sinnliche Erfahrung und Aufmerksamkeit auf die Sprache sind ihm ebenso wichtig wie die rationale Deduktion. Sein großes Projekt ist es, die Metaphysik als Grundwissenschaft durch Analyse der Begriffe auf apriorische Erkenntnis zurückzuführen und sie damit endlich zur verläßlichen Basis der darauf aufbauenden Wissenschaften zu machen.
Die von Hans Werner Arndt † begründete Ausgabe der Philosophischen Schriften Lamberts wird von Lothar Kreimendahl fortgeführt. Nach den bereits erschienenen Bänden mit den großen erkenntnistheoretischen und ontologischen Werken, dem deutschen philosophischen Briefwechsel sowie den logischen und philosophischen Abhandlungen erscheint zunächst Bd. V mit den Kosmologischen Briefen über die Einrichtung des Weltbaues. Damit wird dieses epochemachende Werk erstmals seit der Originalausgabe von 1761 wieder vollständig auf deutsch zugänglich gemacht. Bd. VIII enthält weitere philosophische Abhandlungen und Rezensionen, die bereits zu Lamberts Lebzeiten oder posthum ediert wurden, darunter die frühe Abhandlung vom Criterium Veritatis und die Schrift Über die Methode, die Metaphysik, Theologie und Moral richtiger zu beweisen, in der Lambert seine Antwort auf die Preisfrage der Berliner Akademie von 1762/63 skizziert. Der abschließende Bd. X wird in zwei Teilbänden bislang unpublizierte philosophische Schriften, Entwürfe und Rezensionen aus dem Nachlaß präsentieren; darunter Studien im Umkreis des Neuen Organon und der Anlage zur Architektonik mit verschiedenen Ansätzen zu einer Begriffsschrift, teleologische und ethische Betrachtungen sowie mehrere Abhandlungen zur Ästhetik und Religionsphilosophie.
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As a philosopher, mathematician and scientist Johann Heinrich Lambert (1728-1777) was one of the most important thinkers between Wolff and Kant. The range of his philosophical studies reaches from metaphysics through cosmology and logic to aesthetics and semiotics. Standing on the foundations of Wolff and Leibniz, Lambert is concerned with the development of a universal language of knowledge without narrowing the focus to the natural sciences. In his theory of method he recognises the legitimacy of strict geometrical proofs just as much as that of presumptive proof; sensual experience and awareness of language are as important to him as rational deduction. His great project is to reduce metaphysics as a fundamental science to an a priori experience through analysis of its concepts, and thus to make it a reliable basis for the scholarly disciplines built upon it.
- Veröffentlicht am Donnerstag 7. November 2024 von Olms, Georg
- ISBN: 9783487009506
- 318 Seiten
- Genre: Aufklärung, Hardcover, Philosophie, Renaissance, Softcover