Musik und Mathematik II

Roma aeterna. 1. Sexus, 2. Virginitas

von ,

Mit diesem Band liegt der letzte von Friedrich Kittler noch selbst bearbeitete Teil des monumentalen Projektes Musik und Mathematik vor. Neben umfangreichen Kapiteln und dem vollständigen Plan einer inhaltlichen Gesamtgliederung existieren viele Reflexionen, Notizen und Exzerpte zum Themenkreis der römischen Weltepoche, die hier zum ersten Mal ediert werden. Es entsteht vor dem Auge des Lesers eine in weiten Teilen völlig neue, weil konsequent medien- und alphabetgeschichtlich orientierte Lesart römischer Eigenart(en), die jede vorschnelle und pauschale Rede von griechisch-römischer Antike, also unserer Bildungstradition, infragestellt. Kittler breitet eine Fülle an philologischen und archäologischen Fakten aus, die für Fragen wie die nach der Kreuzigung Jesu Christi überraschende, aber hochplausible Antworten gestatten. In einer detaillierten kulturwissenschaftlichen Gesamtschau wird deutlich, warum sich schließlich das Römische Reich im Christentum nicht auflöste, sondern verewigte: Römer wie Christen fallen vor der virginitas in die Knie, sind vereint in der Zurückweisung der geschlechtlichen Liebe als mimesis der Götter. Der Band stellt den Text dem dokumentarischen Abdruck der Notizen, Miszellen und Exzerpte voran; der Kommentar beschränkt sich dabei auf notwendige Nachträge, Ergänzungen und Erläuterungen. Der Graben zwischen dem thematischen Arbeitsjournal des zweiten Teils und dem formulierten Text gewährt einen letzten Blick in Kittlers Werkstatt.